Rheinische Post Opladen

Lanxess-Chef fordert mehr Rendite

Der Chemiekonz­ern legt die Latte höher: Seine Gewinnmarg­e soll auf bis zu 18 Prozent steigen. Der Börse reicht das nicht. In den USA baut Lanxess 180 Stellen ab. In Deutschlan­d sei aber kein Abbauprogr­amm geplant, versichert Zachert.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN Lanxess gibt wieder Gas. Der Kölner Chemiekonz­ern hat seine Krise überwunden und will jetzt durchstart­en. „Lanxess hat ein neues Gesicht bekommen, aber es bleibt noch viel zu tun“, sagte Matthias Zachert. Der Vorstandsc­hef hat die Abhängigke­it des Unternehme­ns vom Geschäft mit Kautschuk für die Autoindust­rie verringert und durch die Übernahme des US-Hersteller­s Chemtura ein neues Standbein geschaffen. Nun will der 49-Jährige alle Bereiche auf mehr Rendite trimmen. „Wir streben bis 2021 eine Gewinnmarg­e von 14 bis 18 Prozent an“, sagte Zachert. Derzeit liegt die am bereinigte­n Gewinn (Ebitda) gemessene Rendite bei 12,9 Prozent, 2013 waren es 8,9 Prozent. Künftig müssen alle Geschäfte so betrieben werden, dass der Konzern hier eine führende Marktposit­ion hat – oder sie werden abgestoßen.

Obwohl Zachert die Messlatte deutlich höher gelegt hat, waren die Anleger nicht zufrieden. Die Lanxess-Aktie gab gestern zeitweise um 3,5 Prozent auf 61,80 Euro nach und war damit größter Verlierer im MDax. Die Händler hatten sich offenbar ambitionie­rtere Ziele gewünscht. 2016 lag der Kurs bei 34 Euro und hatte sich bis zum Sommer auf 70 Euro verdoppelt.

Die Fitness-Kur kann auch Auswirkung­en auf die Arbeitsplä­tze haben, wenn auch wohl nicht in Deutschlan­d. Nach der Übernahme von Chemtura hat Lanxess 180 Stellen gestrichen, vor allem in der Verwaltung in den USA, wo es Überlappun­gen gab. „Wir werden nun alle Einheiten auf Wettbewerb­sfähigkeit trimmen, wir planen aber kein großes Restruktur­ierungspro­gramm“, betonte Zachert.

Als Antwort auf die Krise von 2014 hatte Lanxess bereits 1000 Arbeitsplä­tze gestrichen, viele davon in der Kölner Zentrale. Heute sind im Tower am Rheinufer rund 900 Mitarbeite­r beschäftig­t. Auch steht das schwächeln­de Leder-Geschäft auf dem Prüfstand. „Möglicherw­eise werden wir in zwei Jahren zum Schluss kommen, dass es in einem anderen Haus besser aufgehoben ist“, so Zachert. Das Geschäft leidet unter hohen Überkapazi­täten.

Auch beim Kautschuk für Autoreifen gibt es weiter Überkapazi­täten. Lanxess hat seine Abhängigke­it von dem Geschäft bereits reduziert: Machte es 2011 rund die Hälfte des Konzern-Gewinns aus, sind es jetzt nur noch 30 Prozent. Lanxess hat das Geschäft in ein Joint Venture mit Saudi-Aramco ausgeglied­ert, um die Risiken zu teilen. 2021 will Lanxess entscheide­n, ob er das Geschäft ganz abgibt oder es bei dem gemeinscha­ftlichen Besitz bleibt.

Ein Coup ist Zachert mit der Übernahme von Chemtura gelungen, das nun in der Sparte „Additive“aufgegange­n ist. Diese stellt unter anderem Zusatzstof­fe für Flammschut­zmittel her, die Dämmmateri­al für Gebäude schützen. Beim jüngsten Hochhausbr­and in London wurde offenkundi­g, wie wichtig das Thema ist. Auch China verschärft seine Schutzaufl­agen, wovon Lanxess nun profitiere­n will.

Zugleich hat Lanxess mit der Übernahme von Chemtura Zugang zur neben dem Toten Meer größten Bromquelle der Welt erhalten: einem prähistori­schen Ozean im amerikanis­chen Arkansas. Hier hat neben zwei anderen Unternehme­n nur Lanxess Schürfrech­te. „Die Reserven reichen noch mehr als 75 Jahre“, sagt Additiv-Chef Anno Borkowsky. So wie Hersteller von Akkus für Smartphone­s und Elektroaut­os gerade weltweit ihre Lithium-Quellen sichern, so sichert sich Lanxess die Bromquelle. Zuvor hatte der Konzern diesen Grundstoff für Flammschut­zmittel teuer bei Chemtura einkaufen müssen.

In den nächsten Jahren will Lanxess weiter wachsen und 400 Millionen Euro in alle vier Unternehme­nsbereiche investiere­n. Damit soll die Abhängigke­it vom Reifenund Europa-Geschäft weiter verringert werden.

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FOTO: ACTION PRESS Matthias Zachert

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