Lagebericht der Naturschützer: Wolf kommt wieder, Pestizide sollen weg
LEVERKUSEN In der Natur hängt vieles zusammen und aneinander. Es scheint wie bei Dominosteinen – fällt ein Stein, reißt er die anderen mit. Die Naturschutzverbände Nabu und Bund verkünden deshalb für die zweite Hälfte des laufenden Jahres „Alarmstufe Rot“. Es gibt dabei so manchen Schwerpunkt, den sich die Ortsverbände vorgenommen haben.
Einer dreht sich um Insekten – genauer: um die Schwebfliege. Sie hat das Aussehen einer Wespe, wird oft verwechselt und daher getötet. Das ist, was die Vorstände der Verbände bemängeln: Kennt der Mensch etwas nicht, stößt es auf wenig Gegenliebe. Es müsse sich wieder ein anderes Bewusstsein für die Natur und ihre Insekten entwickeln. „Seit 1982 sind 80 Prozent unserer Insekten ausgestorben“, betonte Bund-Mitglied Ingrid Mayer. Eine Zahl, die sie zuerst nicht habe glauben können. Erich Schulz vom Nabu untermauerte: „Früher mussten Autofahrer auf dem Rastplatz halten, um die Scheibe sauber zu machen – das ist heute anders.“
Und wieder der Dominoeffekt: keine Insekten, keine Blüten, keine Früchte. Schuld an den Problemen sei der Mensch. Dabei könne jeder etwas tun. Steingärten sollten zum Beispiel durch Pflanzen und Blumen ersetzt, und auf Insektizide verzichtet werden.
Das zweite Problem sei die industrielle Landwirtschaft, sagte Mayer. Kollegin Waltraud König-Scholz führte eine Untersuchung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Fao) an. So streben die Verbände auch für Leverkusen die „pestizidfreie Kommune“an – eine Aktion des Bund-Landesverbands. „50 Städte in NRW sind bereits gänzlich oder fast pestizidfrei“, sagte Olivia Müller. Der Status quo sei bei der Stadt bereits angefragt worden, alsbald werde die Antwort erwartet.
Auch vom Vogel des Jahres – dem Waldkauz – gibt es schlechte Nachrichten. Er benötigt zum Nisten alte Bäume mit kleinen Öffnungen. „Das findet man in unseren gepflegten Wäldern nicht“, sagte Schulz.
Doch es gibt auch Positives. So kehrt der Wolf zurück, der „eine stabile Population erreicht“habe, wie Rainer Morgenstern berichtete. Das Tier sei eine Chance, das Wildschwein-Vorkommen zu regulieren.
Das Programmheft findet sich im Infotreff der Verbände: Gustav-Heinemann-Straße 11.