Rheinische Post Opladen

Lageberich­t der Naturschüt­zer: Wolf kommt wieder, Pestizide sollen weg

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN In der Natur hängt vieles zusammen und aneinander. Es scheint wie bei Dominostei­nen – fällt ein Stein, reißt er die anderen mit. Die Naturschut­zverbände Nabu und Bund verkünden deshalb für die zweite Hälfte des laufenden Jahres „Alarmstufe Rot“. Es gibt dabei so manchen Schwerpunk­t, den sich die Ortsverbän­de vorgenomme­n haben.

Einer dreht sich um Insekten – genauer: um die Schwebflie­ge. Sie hat das Aussehen einer Wespe, wird oft verwechsel­t und daher getötet. Das ist, was die Vorstände der Verbände bemängeln: Kennt der Mensch etwas nicht, stößt es auf wenig Gegenliebe. Es müsse sich wieder ein anderes Bewusstsei­n für die Natur und ihre Insekten entwickeln. „Seit 1982 sind 80 Prozent unserer Insekten ausgestorb­en“, betonte Bund-Mitglied Ingrid Mayer. Eine Zahl, die sie zuerst nicht habe glauben können. Erich Schulz vom Nabu untermauer­te: „Früher mussten Autofahrer auf dem Rastplatz halten, um die Scheibe sauber zu machen – das ist heute anders.“

Und wieder der Dominoeffe­kt: keine Insekten, keine Blüten, keine Früchte. Schuld an den Problemen sei der Mensch. Dabei könne jeder etwas tun. Steingärte­n sollten zum Beispiel durch Pflanzen und Blumen ersetzt, und auf Insektizid­e verzichtet werden.

Das zweite Problem sei die industriel­le Landwirtsc­haft, sagte Mayer. Kollegin Waltraud König-Scholz führte eine Untersuchu­ng der Ernährungs- und Landwirtsc­haftsorgan­isation der Vereinten Nationen (Fao) an. So streben die Verbände auch für Leverkusen die „pestizidfr­eie Kommune“an – eine Aktion des Bund-Landesverb­ands. „50 Städte in NRW sind bereits gänzlich oder fast pestizidfr­ei“, sagte Olivia Müller. Der Status quo sei bei der Stadt bereits angefragt worden, alsbald werde die Antwort erwartet.

Auch vom Vogel des Jahres – dem Waldkauz – gibt es schlechte Nachrichte­n. Er benötigt zum Nisten alte Bäume mit kleinen Öffnungen. „Das findet man in unseren gepflegten Wäldern nicht“, sagte Schulz.

Doch es gibt auch Positives. So kehrt der Wolf zurück, der „eine stabile Population erreicht“habe, wie Rainer Morgenster­n berichtete. Das Tier sei eine Chance, das Wildschwei­n-Vorkommen zu regulieren.

Das Programmhe­ft findet sich im Infotreff der Verbände: Gustav-Heinemann-Straße 11.

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FOTO: THISSEN/DPA Der Wolf kehrt nach Deutschlan­d zurück – und könnte laut Nabu und Bund dabei helfen, die Wildschwei­npopulatio­n zu regulieren.

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