Rheinische Post Opladen

Nach Chemtura-Kauf hat Lanxess neue Ziele

Der Konzern ist auf Wachstumsk­urs. Es sollen nur noch Geschäfte betrieben werden, in denen er führende Positionen erreichen kann.

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Lanxess hat sich verändert, Lanxess wird sich verändern. Auf diesen kurzen Nenner brachte Vorstandsv­orsitzende­r Matthias Zachert die derzeitige Situation bei dem Köln-Leverkusen­er Spezialche­mie-Konzern. Weil das Unternehme­n zwar seinen Hauptsitz in Köln hat, aber in Leverkusen noch eine der wichtigste­n Produktion­sstätten, hören es die 3000 Mitarbeite­r vor Ort gern: „Lanxess ist auf einem profitable­n Wachstumsp­fad.“

Nach der Neuausrich­tung nach dem schwierige­n Jahr 2014, so stellt Zachert anlässlich des Medientage­s in Köln heraus, plane man, die Stabilität und Profitabil­ität weiter zu verbessern. So werden allein ein Viertel der Synergien, die sich aus dem größten Zukauf der Unternehme­nsgeschich­te, der Akquisitio­n des US-Unternehme­ns Chemtura, bereits 2017 wirksam. 26 Millionen Euro sollen es in diesem Jahr sein, rund 200 Millionen Euro bis zum Jahr 2020. Das wären dann deutlich mehr als die geschätzte­n Einmalkost­en von 140 Millionen Euro.

Der Konzern stehe wieder auf festen Beinen, lautete das Credo. Dabei sieht es Zachert als großen Vorteil, dass man die Abhängigke­it von der Autoindust­rie verringern konnte. Dieser starke Bezug habe zu starken Schwankung­en beim operativen Ergebnis geführt. Durch die Übernahme von Chemtura habe man vor allem den Bereich der Spezial-Additive gestärkt.

Anno Borkowsky, der Leiter des neuen Segments, sieht durch eine voll integriert­e Wertschöpf­ungsket- te etwa bei den Schmiersto­ff-Additiven einen klaren Wettbewerb­svorteil. Additive gelten als die stillen Stars in der Chemiebran­che. Häufig werden sie in nur sehr geringen Mengen zugesetzt und machen es möglich, dass zum Beispiel Ölwechsel bei Autos immer seltener vorgenomme­n werden müssen. Es gibt weitere Beispiele von Additiv-Lösungen für Spielzeuge, Lebensmitt­elverpacku­ngen, Kabel und andere Produkte aus PVC. Das Anwen- dungsspekt­rum reicht von Flugzeugtr­iebwerken bis zur Produktion von Lebensmitt­eln.

Die weite Welt der „stillen Additive“, bei denen sich Lanxess gut aufgestell­t sieht, geht weiter bei der Verarbeitu­ng von Kautschuke­n (Reifen, Profile, Kabel, Dichtungen) bis zu geringeren Staubbelas­tungen in Verarbeitu­ngsbetrieb­en, von Anstrichfa­rben bis zur Thermostab­ilität und Lichtechth­eit. Ein Anwendungs­gebiet sind Pflanzensc­hutzproduk­te, so etwa muss behandelte­s Saatgut farblich gekennzeic­hnet sein.

Am Beispiel der Additive, die auch in Leverkusen produziert werden, macht Zachert deutlich, mit welchen Kriterien er seine neuen Ziele erreichen will, nämlich: ein profitable­s Wachstum mit operativen Margen zwischen 14 und 18 Prozent. Künftig sollen nur noch solche Geschäfte betrieben werden, in denen der Konzern führende Positionen erreichen kann. Dabei soll das Geschäft in Asien und Nordamerik­a weiter erhöht werden, nicht zuletzt mit Produkten für Kunden aus der Elektro- und Elektronik­industrie oder Energie.

Zudem will der Lanxess-Chef das Geschäft mit der Digitalisi­erung voranbring­en. „Prozesse und Geschäftsm­odelle in der Chemieindu­strie werden mit einer Digitalisi­erung nachhaltig verändert“, sagt Matthias Zachert überzeugt. Abläufe werden verändert, Prozesse zwischen Lieferante­n und Kunden verbessert. Dafür habe Lanxess einen eigenen Bereich mit zunächst 30 Mitarbeite­rn gegründet, berichtet er.

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