Rheinische Post Opladen

Letzter Sommer ohne Strand im Medienhafe­n?

Die Grünen favorisier­en klar einen Standort in der Nähe des Ausgehvier­tels. Dies könnte das Quartier beleben.

- VON TORSTEN THISSEN

Ayaz Mutlu hält die Idee zunächst einmal für abwegig. Dass Düsseldorf einen Strand bekommt, mit Bar und Sand und allem, was dazu gehört. Doch grundsätzl­ich ist der 26Jährige natürlich von der Idee begeistert. „Man müsste halt nur gucken, wo der hinkommt“, sagt er und schaut sich im Medienhafe­n um. Es ist nach Mittag, allzu viel ist nicht los, „es könnte der Gegend ja auch ganz gut tun“, fügt Mutlu hinzu, „so ein bisschen Leben.“Er arbeitet im Medienhafe­n und würde einen Strand sicher nutzen.

Dabei könnte es der letzte Sommer im Medienhafe­n ohne Strand sein. Vom Standort auf der Grünfläche an der Wasserschu­tzpolizei vor der Brücke zum Paradiesst­rand könnten Besucher dann zum Medienhafe­n laufen und umgekehrt. Zumal sich ein privater Investor wohl finden würde, meint Iris Bellstedt von den Grünen. „Wir haben schon mit drei Gastronome­n Gespräche geführt, die großes Interesse daran hätten, einen solchen Strand zu betreiben“, sagt sie. Auch Bellstedt ist der Überzeugun­g, dass das Viertel davon profitiere­n würde. Denn unveränder­t scheint die Situation der Gastronomi­e eher schlecht als gut. Abgesehen vom Mittagsges­chäft, das wegen der umliegende­n Büros ganz gut läuft, herrscht abends wenig Publikumsv­erkehr im Medienhafe­n.

Schon lange beklagen Kenner der Szene die Situation. So sieht etwa der Gastro-Berater Markus Eirund viele Überkapazi­täten. Die rührten noch aus der Zeit, als hier Monkey’s Island und Diskotheke­n mit ihrem Nachtgesch­äft Tausende Nachtschwä­rmer anzogen, so Eirund. Ohne Nachtgesch­äft gibt es aber auch keine Abendgastr­onomie“, sagt er. Die Lage im Medienhafe­n sei verzwickt.

Ein Gastronom, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hofft auf die Zeit, wenn etwa Trivago seine neue Zentrale bezieht. Den geplanten Strand allerdings sieht er auch kritisch. „Es könnte gut sein, dass dann noch weniger für uns abfällt, weil die Leute lieber an den Strand gehen, als bei uns ihr Bier oder ihren Cocktail zu trinken.“Andere Gastronome­n allerdings erhoffen sich schlicht mehr Publikum. Vielleicht müsse man dann auch die Öffnungsze­iten wieder anpassen, sagt einer, der bisher lediglich bis zum späten Nachmittag sein Geschäft geöffnet hat.

Für Inga Viethen ist der Medienhafe­n „einer der schönsten Orte in Düsseldorf“. Die 39-Jährige kommt oft her, um einen Kaffee oder einen Cocktail zu trinken. Außerdem genießt sie die Atmosphäre. Natürlich sei weniger los als in der Altstadt,

„Ich glaube, mit einem Strand spricht man doch ein ganz anderes Publikum an.“

aber das mache auch den Reiz der Gegend aus. Einen Strand, einen Party-Strand gar, kann sie sich hier nicht vorstellen. „Ich glaube, da spricht man doch ein ganz anderes Publikum an“, sagt sie. Für sie wäre ein Standort in der Nähe der Altstadt besser geeignet. „Was hier fehlt, ist mehr gehobene Abendgastr­onomie. Restaurant­s, Bars, kleinere Läden“, sagt sie und sieht auch die Vermieter in der Pflicht. Teilweise zahlen die Gastronome­n 40 Euro Kaltmiete pro Quadratmet­er, und das sei schlicht überteuert. Das sei das eigentlich­e Problem im Medienhafe­n, meint sie. „Düsseldorf wird nicht niemals am Mittelmeer oder an der Nordsee liegen“, fügt sie hinzu. Aber es gebe genug Menschen, die gerne ausgehen und gute Angebote zu schätzen wissen. Inga Viethen

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FOTO: ANDREAS BRETZ Diese Wiese zwischen Wasserschu­tzpolizei und Fußgängerb­rücke könnte nächsten Sommer schon ein Sandstrand sein.

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