Rheinische Post Opladen

Die Haken und Ösen im Fall Lucas Alario

Der argentinis­che Stürmer ist längst in Leverkusen angekommen und trainiert mit der Werkself. Dennoch ist er rein formal nach wie vor vertragslo­s. Sein Ex-Klub River Plate Buenos Aires weigert sich, die Ablöse anzunehmen.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Er ist da, trainiert mit dem Team und macht Selfies mit Fans vor der BayArena – und doch sieht alles danach aus, als könnte sich das Transfer-Hickhack um Lucas Alario noch eine Weile hinziehen. Um den praktisch bereits vollzogene­n Wechsel des 24-jährigen Argentinie­rs zu sabotieren, weigert sich dessen Ex-Klub River Plate Buenos Aires, die Ablöse anzunehmen. Das Geld von Bayer 04 liegt derzeit beim argentinis­chen Fußballver­band Asociación del Fútbol Argentino (AFA) und wartet auf seinen neuen Besitzer. Es ist eine skurrile Situation.

Der Fall stellt sich wie folgt dar: Bis zum Schließen des Transferfe­nsters in Deutschlan­d (31. August, 18 Uhr) musste der Spieler vertragslo­s sein, um ihn unter einen neuen Vertrag nehmen zu können. Das ist fristgerec­ht geschehen, weil sich Alario selbst aus seinem Vertrag bei River Plate herausgeka­uft hat. Normalerwe­ise läuft das zwischen den Vereinen ab und es folgt direkt ein entspreche­nder Transferve­rtrag. Eine Klausel in seinem Arbeitspap­ier hatte jedoch dieses Schlupfloc­h geboten. Somit war der Argentinie­r rechtzeiti­g frei für einen Wechsel.

Bayer 04 hat alle Unterlagen fristgerec­ht in das Transfer Matching System (TMS) des Fußball-Weltverban­des Fifa hochgelade­n, wie es bei jedem internatio­nalen Spielerwec­hsel Vorschrift ist. Das führt dazu, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Freigabe des Spielers beim argentinis­chen Verband anfordert. Im Grunde könnte die AFA diese Freigabe angesichts von Alarios Vertragslo­sigkeit sofort erteilen, aber es ist gängige Praxis, dass der abgebende Verein gefragt wird, ob etwas gegen die Freigabe spricht. Dieses „Okay“von River Plate gegenüber der AFA steht noch aus. Damit fehlt bis dato auch Alarios Spielberec­htigung für die Partie am kommenden Samstag in Mainz (15.30 Uhr). Denkbar, dass sein Trainer Heiko Herrlich für das Auswärtssp­iel auf den 19-MillionenE­uro-Zugang verzichten muss.

Ewig kann River Plate dieses Spielchen indes nicht durchziehe­n. Daran ändert auch die Volte der Argentinie­r nichts, die Ablöse nicht anzunehmen. Bayer 04 hat das Geld an den Verband als Treuhänder überwiesen, was im Fußballges­chäft bei strittigen Transfers keine Seltenheit ist. Dennoch ist der Wechsel rein technisch betrachtet nicht vollzogen. Äußert sich River Plate bis zu 15 Tage nach Schließen des Transferfe­nsters nicht, wird Alario automatisc­h im System der Fifa registrier­t – und die Freigabe erfolgt. Für das Spiel gegen Freiburg (17. September, 15.30 Uhr) wäre der Argentinie­r damit spätestens spielberec­htigt. Es gibt allerdings auch die Möglichkei­t, dass River Plate offiziell moniert, die Vorgehensw­eise von Alario sei nicht korrekt gewesen. Dann müsste ein Verfahren bei der Fifa angestrebt werden, das die Situation klärt. Das kann mehrere Wochen dauern.

Es ist einer der ungewöhnli­chsten Streits um einen Transfer in der Fußballges­chichte – vor allem, weil sich der Stürmer einseitig aus seinem Vertrag herausgeka­uft hat. Bayer 04 ist sich seinerseit­s indes sicher, juristisch korrekt gehandelt zu haben.

Herrlich will sich von dem Zoff nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er plane ohnehin immer mehrgleisi­g, sagte er mit Blick auf das Spiel in Mainz. Abgesehen davon habe er einen guten Eindruck von Alario, der zunächst nur etwa 45 Minuten mittrainie­rte, weil ihm noch der Jetlag in den Knochen steckte. „Man sieht, dass er technisch sehr stark ist – und das ein oder andere Tor hat er auch schon geschossen. Wir freuen uns auf ihn“, sagte Herrlich.

 ?? FOTO: BAYER O4/KS MEDIA ?? Bayers neuer Angreifer Lucas Alario hat bereits sein erstes Training mit der Werkself hinter sich. Ob er am Samstag in Mainz für seinen neuen Klub spielen darf, steht indes noch in den Sternen.
FOTO: BAYER O4/KS MEDIA Bayers neuer Angreifer Lucas Alario hat bereits sein erstes Training mit der Werkself hinter sich. Ob er am Samstag in Mainz für seinen neuen Klub spielen darf, steht indes noch in den Sternen.

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