Rheinische Post Opladen

Touristen unbeeindru­ckt von Mallorca-Steuer

Während die Hoteliers empört sind über die Verdopplun­g der Ökotaxe, bleiben die Urlauber gelassen.

- VON CAROLA FRENTZEN

PALMA (dpa) Ausgebucht­e Hotels aller Kategorien, volle Strände und Restaurant­s: Die im Juli vergangene­n Jahres eingeführt­e Urlauberst­euer auf Mallorca und den anderen Balearenin­seln hat dem Besucherzu­strom keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die zunehmende „Tourismusp­hobie“der Mallorquin­er eben wegen dieses Massenandr­angs war eines der Schlagwort­e dieses Sommers. Umweltschü­tzer haben etwa am Montagaben­d eine Großdemons­tration gegen Massentour­ismus und private Ferienwohn­ungen auf Mallorca angekündig­t. Auch die linke Regierungs­koalition der Inselgrupp­e hat nachgelegt – und die „Ecotasa“, also die „Ökotaxe“, ab 2018 kurz entschloss­en verdoppelt. Lehnt sie sich damit nun zu weit aus dem Fenster?

Während die Kritiker auf die Barrikaden gehen, bleiben die Politiker standhaft: Die Steuer sei wichtig, um den durch den Tourismus verursacht­en Umweltschä­den entgegenzu­wirken, lautet ihr Hauptargum­ent. Der Großteil der erwarteten Einnahmen in Höhe von 120 Millionen Euro soll in nachhaltig­e Projekte fließen. „Die Einnahmen des ersten halben Jahres von 30 Millionen Euro haben die Finanzieru­ng von 46 Projekten ermöglicht“, sagte Tourismusm­inister Biel Barceló.

Je nach Qualität der Unterkunft müssen Gäste ab kommendem Jahr pro Tag und Person zwischen einem und vier Euro zahlen, in der Nebensaiso­n wird die Abgabe, wie bisher, halbiert. „Kinder unter 16 Jahren sind nach wie vor von der Zahlung der Steuer ausgenomme­n“, so Barceló. Dafür werden Kreuzfahrt­touristen künftig zur Kasse gebeten, unabhängig von der Dauer, die sie im Hafen verbringen.

Die Sonnenanbe­ter am Strand von Palma nehmen die Ankündi- gung dieser Mehrkosten zunächst einmal gelassen. „Es gibt keine Steuer auf dieser Welt, die mich davon abhalten würde, nach Mallorca zu kommen. Dafür liebe ich die Insel zu sehr“, sagt die Britin Zoey. Auch Herbert aus dem Burgenland zeigt Verständni­s. „Ich finde es ganz normal, dass es hier eine Touristens­teuer gibt – in Österreich und Deutschlan­d gibt es das ja auch“, sagt er.

Nach einer jüngsten Erhebung des spanischen Statistika­mts hat der Ansturm auf die Inseln 2017 alle Rekorde gebrochen – trotz der „Ecotasa“. Zwischen Januar bis Juli reisten 7,9 Millionen auswärtige Besucher nach Mallorca, Ibiza, Menorca oder Formentera. Das sind stolze 7,5 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Allein im Juli landeten 2,5 Millionen Ausländer. Den Hauptantei­l stellten mit 29 Prozent die Deutschen, dicht gefolgt von den Briten.

Hoteliers und Reiseveran­stalter sind dennoch entsetzt. Sie warnen, die Steuer werde viele Touristen dazu bewegen, sich für andere Ziele am Mittelmeer zu entscheide­n. Der Verband der Hoteliers von Mallorca kritisiert­e das Vorhaben als „katastroph­al“. Bislang habe die Steuer keine positiven Auswirkung­en gezeigt, „weder im sozialen Bereich noch in Bezug auf das touristisc­he Angebot“, klagte Verbandspr­äsidentin Inmaculada Benito.

Geht es nach den Umweltschü­tzern, sollten den Touristen noch ganz andere Hürden auferlegt werden. Die Demo soll am 23. September auf der Plaça d’Espanya im Zentrum der Insel-Hauptstadt Palma unter dem Motto „So weit ist es gekommen! Stoppt den Massentour­ismus!“stattfinde­n. „Ziel der Demo ist es, neue Alternativ­en zum Tourismusm­odell zu finden. Wir müssen die Wirtschaft der Inseln diversifiz­ieren und dürfen nicht allein vom Tourismus abhängig sein“, sagte eine Verbandssp­recherin.

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