Touristen unbeeindruckt von Mallorca-Steuer
Während die Hoteliers empört sind über die Verdopplung der Ökotaxe, bleiben die Urlauber gelassen.
PALMA (dpa) Ausgebuchte Hotels aller Kategorien, volle Strände und Restaurants: Die im Juli vergangenen Jahres eingeführte Urlaubersteuer auf Mallorca und den anderen Baleareninseln hat dem Besucherzustrom keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die zunehmende „Tourismusphobie“der Mallorquiner eben wegen dieses Massenandrangs war eines der Schlagworte dieses Sommers. Umweltschützer haben etwa am Montagabend eine Großdemonstration gegen Massentourismus und private Ferienwohnungen auf Mallorca angekündigt. Auch die linke Regierungskoalition der Inselgruppe hat nachgelegt – und die „Ecotasa“, also die „Ökotaxe“, ab 2018 kurz entschlossen verdoppelt. Lehnt sie sich damit nun zu weit aus dem Fenster?
Während die Kritiker auf die Barrikaden gehen, bleiben die Politiker standhaft: Die Steuer sei wichtig, um den durch den Tourismus verursachten Umweltschäden entgegenzuwirken, lautet ihr Hauptargument. Der Großteil der erwarteten Einnahmen in Höhe von 120 Millionen Euro soll in nachhaltige Projekte fließen. „Die Einnahmen des ersten halben Jahres von 30 Millionen Euro haben die Finanzierung von 46 Projekten ermöglicht“, sagte Tourismusminister Biel Barceló.
Je nach Qualität der Unterkunft müssen Gäste ab kommendem Jahr pro Tag und Person zwischen einem und vier Euro zahlen, in der Nebensaison wird die Abgabe, wie bisher, halbiert. „Kinder unter 16 Jahren sind nach wie vor von der Zahlung der Steuer ausgenommen“, so Barceló. Dafür werden Kreuzfahrttouristen künftig zur Kasse gebeten, unabhängig von der Dauer, die sie im Hafen verbringen.
Die Sonnenanbeter am Strand von Palma nehmen die Ankündi- gung dieser Mehrkosten zunächst einmal gelassen. „Es gibt keine Steuer auf dieser Welt, die mich davon abhalten würde, nach Mallorca zu kommen. Dafür liebe ich die Insel zu sehr“, sagt die Britin Zoey. Auch Herbert aus dem Burgenland zeigt Verständnis. „Ich finde es ganz normal, dass es hier eine Touristensteuer gibt – in Österreich und Deutschland gibt es das ja auch“, sagt er.
Nach einer jüngsten Erhebung des spanischen Statistikamts hat der Ansturm auf die Inseln 2017 alle Rekorde gebrochen – trotz der „Ecotasa“. Zwischen Januar bis Juli reisten 7,9 Millionen auswärtige Besucher nach Mallorca, Ibiza, Menorca oder Formentera. Das sind stolze 7,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im Juli landeten 2,5 Millionen Ausländer. Den Hauptanteil stellten mit 29 Prozent die Deutschen, dicht gefolgt von den Briten.
Hoteliers und Reiseveranstalter sind dennoch entsetzt. Sie warnen, die Steuer werde viele Touristen dazu bewegen, sich für andere Ziele am Mittelmeer zu entscheiden. Der Verband der Hoteliers von Mallorca kritisierte das Vorhaben als „katastrophal“. Bislang habe die Steuer keine positiven Auswirkungen gezeigt, „weder im sozialen Bereich noch in Bezug auf das touristische Angebot“, klagte Verbandspräsidentin Inmaculada Benito.
Geht es nach den Umweltschützern, sollten den Touristen noch ganz andere Hürden auferlegt werden. Die Demo soll am 23. September auf der Plaça d’Espanya im Zentrum der Insel-Hauptstadt Palma unter dem Motto „So weit ist es gekommen! Stoppt den Massentourismus!“stattfinden. „Ziel der Demo ist es, neue Alternativen zum Tourismusmodell zu finden. Wir müssen die Wirtschaft der Inseln diversifizieren und dürfen nicht allein vom Tourismus abhängig sein“, sagte eine Verbandssprecherin.