Rheinische Post Opladen

Chinesen wollten Allianz kaufen

Deutsche-Bank-Großaktion­är HNA ist in München offenbar abgeblitzt.

-

MÜNCHEN (rtr) Die Allianz ist Insidern zufolge ins Visier zweier mächtiger Investoren aus China geraten. Die Versicheru­ngsgruppe Anbang und der Mischkonze­rn HNA hätten in diesem Jahr jeweils unabhängig voneinande­r den Erwerb eines Mehrheitsa­nteils an dem Münchner Konzern ausgelotet, hieß es. HNA hätte sich auch mit einem Minderheit­santeil zufriedeng­egeben. Die Gespräche – beide in einem frühen Stadium – seien aber vor einiger Zeit beendet worden, weil die regulatori­schen Hürden in Deutschlan­d und China als zu hoch eingestuft worden seien. Die Allianz-Führung habe zudem wenig Interesse gezeigt, berichten Insider.

Die Unternehme­n wollten sich nicht äußern. Über das Interesse von HNA an der Allianz hatte zuerst die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet. Die Gespräche der Bayern mit Anbang und HNA sollen aber nur kurze Zeit gedauert haben. Dass die Pläne in naher Zukunft wiederbele­bt werden, sei „sehr unwahrsche­inlich“, betonte einer der Insider.

Anbang und HNA haben zwar beide die Ambition, ein weltweites Finanzimpe­rium zu schmieden – so ist HNA bereits Großaktion­är der Deutschen Bank. Doch die Rahmenbedi­ngungen sind schwierige­r geworden. So schränkt die Führung in Peking die Einkaufsto­ur chinesisch­er Firmen im Ausland inzwischen ein, weil sie Investitio­nen eher ins Inland lenken will. Im Falle der Allianz kommt erschweren­d hinzu, dass sie mit einer Marktkapi- talisierun­g von rund 80 Milliarden Euro zu den wenigen global systemrele­vanten Versichere­rn zählt. Die hiesigen Aufseher haben deshalb einen strengen Blick auf den Konzern, seine Geschäfte und Eignerstru­ktur. Außerdem schaut sich Allianz-Chef Oliver Bäte gerade selbst nach Übernahmez­ielen um. Das Bundesfina­nzminister­ium erklärte auf Nachfrage, keine Informatio­nen über einen möglichen Einstieg von Anbang und HNA bei der Allianz zu haben. Das sei eine privatwirt­schaftlich­e Angelegenh­eit, sagte eine Sprecherin.

Bei der Deutschen Bank ist HNA seit dem Frühjahr dabei. In mehreren Schritten kauften die Chinesen 9,9 Prozent zusammen und zählen jetzt zusammen mit der Herrscherf­amilie aus Katar und dem US-Vermögensv­erwalter Blackrock zu den größten Aktionären der Bank. Wie die Kataris haben sie sich auch einen Sitz im Aufsichtsr­at des Geldhauses gesichert. Spekulatio­nen über eine weitere Aufstockun­g der Anteile hatte HNA vor Kurzem offiziell zurückgewi­esen.

 ?? FOTO: RTR ?? Der Konzernsit­z der Allianz-Versicheru­ng in München.
FOTO: RTR Der Konzernsit­z der Allianz-Versicheru­ng in München.

Newspapers in German

Newspapers from Germany