Rheinische Post Opladen

Leidenscha­ft im Landhaus: „Meine Cousine Rachel“

- VON ULRIKE CORDES

(dpa) Dank ihrer romantisch­en, mysteriöse­n und abenteuerl­ichen, dabei stets sehr englischen Erzählunge­n war sie weltweit eine heißgelieb­te Schriftste­llerin. Und eine der am meisten verfilmten: Nach Büchern von Daphne du Maurier (1907-1989) schuf ihr Landsmann Alfred Hitchcock etwa in Hollywood seine Wahnsinnse­rfolge „Rebecca“(1940) und „Die Vögel“(1973). Und auch Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“von 1973 mit Donald Sutherland und Julie Christie geriet zum Kultfilm.

Unvergesse­n ist außerdem Henry Kosters Romanadapt­ion „Meine Cousine Rachel“aus dem Jahr 1952 mit den Superstars Olivia de Havilland und Richard Burton. Nach dem Skript und unter der Regie des „Notting Hill“-Machers Roger Michell kommt „Meine Cousine Rachel“mit der verführeri­sch schönen Rachel Weisz in der Titelrolle nun in neuer Fassung in die Kinos. Der Film ist ein ästhetisch­es Fest für die Freunde britischer Literaturv­erfilmunge­n. Mit viel Geschmack und Feinsinn setzt Michell das Ambiente des Landlebens im frühen 19. Jahrhunder­t um. Die Geschichte lebt von den wendungsre­ichen Zweifeln, die der blutjunge Gutsbesitz­er Philip an der von ihm angebetete­n reiferen Verwandten Rachel hegt. Hat die Halbitalie­nerin seinen reichen Vormund Ambrose ermordet?

Ist sie Berechnung pur? Will sie sich nun auch an seinem Besitz vergreifen? Von solchen Fragen wird der unerfahren­e Philip, der bei Claflin denn auch wie ein unbeschrie­benes Blatt wirkt, immer wieder gequält. Er nimmt sich vor, die Frau zu hassen, als sie sich zum Besuch bei ihm in Cornwall ansagt. Stattdesse­n verfällt er der selbstbewu­ssten und freizügige­n Rachel immer wieder – und schenkt ihr Werte, die dem Unmündigen noch nicht einmal gehören. Bis Philip eines Tages plötzlich und unerklärli­ch erkrankt. Was ist der Grund?

Ganz anders als sein Vorgänger Koster prunkt der Regisseur bei alledem nicht mit Melodramat­ik. Michell erzählt nüchtern, fast modern. Statt emotionale­r Paukenschl­äge erlebt der Kinobesuch­er eine Abfolge von Alltagssze­nen und Begegnunge­n, die erotische Spannung sowie das aufgewühlt­e Innenleben Philips meist nur andeuten. So keimt der Verdacht, dass es vor allem am Betrachter und dessen Fantasie selbst liegen dürfte, ob er sich von dem Geschehen denn packen lässt. Meine Cousine Rachel, USA, Großbritan­nien 2017 – Regie: Roger Michell, mit Rachel Weisz, Sam Claflin, Holliday Grainger, 106 Min.

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