Ein finnischer Spaß beginnt beim Zahnarzt
Literatur Im Zahnarztstuhl entwickelt kein Mensch wohlige Gefühle. Wenn dann auch noch existenzielle Gedanken dazukommen, dann wird die Angelegenheit fatal. Der Finne Pekka wird beim Doktor, der gerade in seinen Zähnen herumfuhrwerkt, die Verwunderung darüber nicht los, dass dieser Dentist ihm selbst auf merkwürdige Weise ähnlich sieht. Als dem das ähnlich geht, machen sich beide als kurioses Halbbrüderpaar auf eine wundersame Entdeckungsreise um die Welt, begeben sich auf die Suche nach ihrer Heimat, ihren Wurzeln, ihrer Identität, alles unter dem Motto: Wie konnte das passieren? Der finnische Schriftsteller und Journalist Miika Nousiainen hat jetzt sein Deutschland-Debüt gegeben; der Roman heißt ebenso humorvoll wie das ganze Buch es ist: „Die Wurzel alles Guten“. In Finnland war der Roman ein durchschlagender Erfolg und wird dort derzeit verfilmt. Nousiainen ist zu wünschen, dass er hier Wurzeln schlägt. w.g. Miika Nousiainen. „Die Wurzeln alles Guten“. Roman, Nagel & Kimche, 254 Seiten, 20 Euro met er lediglich aus, aber mit Klavierbegleitung.
Berninger hat die Texte mit seiner Frau Carin Besser geschrieben, die beim Ostküsten-Magazin „New Yorker“arbeitet. Sie handeln vom Leid der mittleren Jahre, von den HaarRissen im Alltagsglück. Nicht die großen Katastrophen sind Thema, sondern Details. Die untergründigen Spannungen in der Ehe. Die ge- dehnte Zeit. Das Grau. Und das allgemeine Druckgefühl im Magenraum. Manchmal wehen Jugenderinnerungen vorüber, etwa an den Sonnenbrand auf dem Arm der Mutter, damals im Urlaub in den 80er Jahren. Unter dem Gesang im wunderbaren „Guilty Party“pluckert Elektronik, manche Stücke sind sanft orchestriert, und in „Dark Side Of The Gym“hört man im Background Elfen singen.
Einen Hitsong gibt es nicht auf „Sleep Well Beast“, das klassische Songschema halten The National selten ein. Es geht ihnen um Atmosphäre. Melancholie kann so wohltuend sein. Philipp Holstein