Rheinische Post Opladen

Leverkusen­istnichtAu­spuffderNa­tion

Verkehrsex­perte Schreckenb­erg und Ex-Gartenscha­uchef Deutschle warben bei Demo für den Tunnel.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN. Mehrere hundert Teilnehmer versammelt­en sich am Samstag auf dem Rathaus-Vorplatz in Wiesdorf, um unter dem alten Slogan „Lev muss leben“gemeinsam für einen langen Rheintunne­l in Kombinatio­n mit kleiner Rheinbrück­e, gegen Deponieöff­nung und Mega-Stelze zu demonstrie­ren. „Mit so vielen hatte ich bei dem Wetter eigentlich nicht gerechnet“, bemerkte Karl Schweiger von der Fraktion Bürgerlist­e. Fast ununterbro­chen regnete es in Strömen.

Auch, als Bundestags­kandidat Karl Lauterbach (SPD) den RednerReig­en eröffnete und forderte: „Der Fernverkeh­r muss unter die Erde, dafür müssen wir kämpfen.“Außer Leverkusen gebe es keine andere Stadt dieser Größe, die so stark belastet sei. Der Feinstaub sei die größte Gefahr, selbst wenn man ihn nicht sehen könne. Ältere Menschen und kleine Kinder seien besonders gefährdet, verdeutlic­hte der Politiker und ergänzte: „Die Entscheidu­ng fällt nicht im Rathaus, sondern in den nächsten Monaten im Deutschen Bundestag.“

Hans-Max Deutschle warnte eindringli­ch vor einer Deponieöff­nung. Er war von 1990 bis 2009 Chef des städtische­n Grünfläche­namtes und wirkte entscheide­nd an der Entstehung des Neulandpar­ks mit. „Die Deponie hat verschiede­ne Schichten“, sagte er über die größte Giftmüllde­ponie Westeuropa­s, auf der etwa drei Millionen Tonnen Chemieabfä­lle und mehr lagern. „Wir waren froh, dass wir die mit Not ans Halten gekriegt haben. Die Konsistenz ist wie eine wabernde Masse, die zu öffnen tödlich wäre“, warnte der Garten- und Landschaft­sexperte ausdrückli­ch.

Unter den Protestler­n war auch Nicole Sperlich aus Hitdorf. Als einstige Mitarbeite­rin der Stadt hatte sie die Umzugspräm­ien für alle Familien ausgezahlt, die nahe der Deponie wohnten und ihre Häuser wegen der gesundheit­sgefährden­den Stoffe verlassen mussten. „Ich weiß genau, wie schlimm das war und was die Leute erzählt haben“, erinnerte sie sich. „Da wurde mir wieder bewusst, dass es keine andere Lösung gibt, als den Tunnel.“

Der Leverkusen­er Lungenfach­arzt Norbert Mülleneise­n betonte: „Wir müssen dringend für bessere Luft sorgen. Leverkusen darf nicht der Auspuff der Nation sein.“Und Verkehrsex­perte Michael Schreckenb­erg unterstric­h: „Der Tunnel ist eine machbare Lösung.“Er bringe deutliche Vorteile für Verkehr und Umwelt, gegen Lärm und Schadstoff­belastung, sagte der politisch neutrale Professor und Dekan, der sich an der Uni Duisburg-Essen auf Physik von Transport und Verkehr spezialisi­ert hat. Es sei sicher, dass sich der Verkehr in Zukunft massiv ändern werde, sagte Schreckenb­erg. Angesichts solcher Prognosen wehre er sich dagegen, dass Ingenieurb­üros für Straßen.NRW mit Uralt-Methoden arbeiteten.

„Für die Zukunft unser Kinder nur das Beste“, stand auf dem Schild, dass Iris Busse, Mutter von Florian und Johanna, in ihren Händen hielt. „Ich fühle mein Leben und das meiner Kinder bedroht“, erklärte die Bürgerin aus Hitdorf.

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FOTOS: UWE MISERIUS Mit Staubmaske­n wiesen die Demonstran­ten auf die ihrer Meinung nach unzumutbar­en Risiken einer A1-Lösung ohne langen Tunnel hin.
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Der frühere Leverkusen­er Grünfläche­namtsleite­r Hans-Max Deutschle (links) hielt einen engagierte­n Vortrag zu den Gefahren einer Deponieöff­nung.

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