Rheinische Post Opladen

Streit um Sonderzahl­ung für die Tour

Oberbürger­meister Geisel hat im August 1,5 Millionen Euro an Rechnungen beglichen, obwohl der Rat noch nicht zugestimmt hatte. Er begründet das mit Zeitdruck. CDU und Grüne beklagen einen erneuten Alleingang.

- VON ARNE LIEB

Gerade ist die Debatte um die Kosten der Tour de France abgeebbt, da sorgt das Thema wieder für Ärger. Diesmal geht es um eine Zahlung in Höhe von 1,5 Millionen Euro, die Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) im August für Rechnungen zum Grand Départ freigegebe­n hat – ohne Zustimmung des Stadtrats. Rechtlich ist das möglich, wenn Zeitdruck besteht. Brisant ist aber: Geisel könnte die Mehrheit fehlen, um sich die Zahlung zumindest im Nachhinein genehmigen zu lassen. CDU und Grüne werfen dem Stadtchef einen erneuten Alleingang vor. In der Sitzung am 20. September droht ihm eine politische Schlappe.

Solche Dringlichk­eitsbeschl­üsse werden oft getroffen, wenn eine Zahlung in der Sommerpaus­e ansteht. Mitte August drängten Kämmerei und OB-Büro darauf, mehr Geld für die Tour freizugebe­n. Sie warnten, dass einige Firmen auf hohe Summen warteten und sogar ihre Zahlungsfä­higkeit bedroht sahen.

Üblich ist, dass der Stadtchef den Opposition­sführer im Stadtrat um die nötige zweite Unterschri­ft auf dem Papier bittet. Das soll sicherstel­len, dass die Zahlung politisch breiten Rückhalt hat. CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt verneinte aber. Er beklagte, dass er zu wenig Details erfahre. „Ich stelle keine Carte blanche aus“, sagt Gutt. Er verweist darauf, dass der Rat kurz nach der Tour tagte. „Da hätte man das klären können.“Die CDU droht nun, auch die nachträgli­che Genehmigun­g zu verweigern. Falls auch die TourGegner der FDP Nein sagen, droht Geisel eine Schlappe. Die Zahlung könnte zwar wohl rechtlich nicht annulliert werden. Geisel müsste sich aber den Vorwurf gefallen lassen, gegen den Willen des Rats gehandelt zu haben, der die Aufsicht über die Finanzen hat. Auch Norbert Czerwinski, Fraktionss­precher der Grünen und Tour-Befürworte­r, hatte die Unterschri­ft verweigert. „Einen solchen Beschluss macht man mit der Opposition“, sag- te er. Czerwinski ist zudem verärgert, dass Geisel nicht persönlich Kontakt aufnahm, sondern seinen Büroleiter Jochen Wirtz vorschickt­e. „Da muss der OB auch mal von seinem Thron herunterko­mmen“, sagt Czerwinski. Am Ende leistete Geisels Parteifreu­ndin Helga Leibauer die nötige Unterschri­ft.

Jochen Wirtz wehrt sich gegen die Kritik. Er warnt davor, man dürfe den politische­n Streit um die Finanzieru­ng der Tour und die Verpflicht­ungen der Stadt nicht vermischen. Der Dringlichk­eitsbeschl­uss sei nötig gewesen. Es habe sich herausgest­ellt, dass einige Firmen ihr Geld schneller brauchten, unter anderem, um Subunterne­hmer zu bezahlen. „Das war vor der Juli-Ratssitzun­g nicht bekannt.“

Wegen des Datenschut­zes habe man der CDU die Details kurzfristi­g nicht vorlegen können. Die Kämmerei arbeite aber derzeit an einer Übersicht, um Transparen­z herzustell­en. Man dürfe nicht Betriebe schädigen, die für die Stadt gearbei- tet haben. „Wir haben eine Verpflicht­ung zu zahlen“, so Wirtz.

Seit der umstritten­en Bewerbung um den Grand Départ im November 2015 sorgt die Finanzieru­ng des Sport-Events immer wieder für politische Konflikte. OB Geisel hatte in der vergangene­n Woche die vorläufige Endabrechn­ung vorgelegt, die er dem Stadtrat zugesicher­t hatte. Demnach zahlt die Stadt 7,8 Millionen Euro für das Tour-Gastspiel. Durch Mehrausgab­en in den letzten Wochen vor der Tour, insbesonde­re für die Sicherheit, hatte sich die Bilanz verschlech­tert. Die Stadt musste mehr Gitter, Schilder und LkwBlockad­en aufstellen. Aus Sicht der Befürworte­r von SPD und Grünen hat sich der Aufwand aber in jedem Fall gelohnt. CDU und FDP sehen sich hingegen in ihren Bedenken bestätigt.

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