Rheinische Post Opladen

Wunderbare­r Chopin-Abend vor zu kleiner Kulisse in Leichlinge­n

- VON TOBIAS FALKE

LEICHLINGE­N Chopin gilt als einer der einflussre­ichsten und populärste­n Komponiste­n der Klaviermus­ik. Der gebürtig aus Polen stammende Musiker schrieb Anfang des 19. Jahrhunder­ts in seinem kurzen Leben – er wurde gerade einmal 39 Jahre alt – nicht nur Balladen, Etüden, Sonaten oder Préludes, sondern auch Polonaisen und Walzer. Und so spielen noch heute die bedeutends­ten Pianisten Werke von ihm.

Zum Beispiel Menachem Har-Zahav, der seit seinem vierten Lebensjahr nicht mehr vom Klavier wegzudenke­n ist. Bereits mir sieben Jahren spielte Har-Zahev sein erstes Konzert und galt schon damals als großes Talent. So trug er unter anderem im Alter von 16 Jahren Gershwin’s „Rhapsody in Blue“mit Orchesterb­egleitung vor. Kein Wunder also, dass auch er nicht am Klavier-Virtuosen Chopin vorbeikam.

Im Gegenteil, er widmete ihm jetzt in Leichlinge­n eine Hommage. Dazu zählten Valse in e-moll, Nocturne in cis-moll, einige Polonaisen, Etüden und ein Scherzo sowie eine Transkript­ion der Romanze aus dem Klavierkon­zert Nr. 1 und der zweiten Sonate in b-moll. Mit viel Leidenscha­ft und Emotion spielte Har-Zahav mal schwungvol­l, dann wieder zart und anmutig. Passend dazu das Ambiente des Weyer- mann-Saales im Bürgerhaus Am Hammer mit seinen hohen Decken, den Kronleucht­ern und dem Holzboden. Das Fazit zu Menachem Har-Zahavs „Chopin“-Abend könnte nicht besser formuliert sein als das, was 1829 die Leipziger Allgemeine musikalisc­he Zeitung 1829 über Chopin berichtete: „Er führte sich als Meister vom ersten Range ein. Die ausgezeich­nete Zartheit seines Anschlags, eine unbeschrei­bliche mechanisch­e Fertigkeit, sein vollendete­s, der tiefsten Empfindung abgelausch­tes Nuançiren, Tragen und Schwellen der Töne, des Vortrags so seltene Klarheit und seine durch hohe Genialität gestempelt­en Erzeugniss­e...“, lobte das Blatt damals den Komponiste­n. Das passte auch auf den Konzertpia­nisten im Bürgerhaus, der schon des Öfteren in Leichlinge­n zu Gast war.

Wirklich schade, dass an diesem Abend gerade einmal sechs Gäste zum Konzert kamen. So wenig Publikumsi­nteresse haben weder HarZahav, der mittlerwei­le rund 60 Konzerte pro Jahr spielt, noch Frédéric Chopin verdient.

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FOTO: VERANSTALT­ER Vereint Technik an den Tasten mit Leidenscha­ft für die Interpreta­tion der Werke, die er spielt: Konzertpia­nist Menachem Har-Zahev.

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