Rheinische Post Opladen

Angst ist kein guter Ratgeber

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Es wird wohl richtig sein, dass hohe Feinstaub- und Stickoxidb­elastungen auf Dauer gesundheit­sgefährden­d sind und die Lebensqual­ität der betroffene­n Menschen beeinträch­tigen. Der Autobahnve­rkehr ist jedoch nur ein Teil davon, wenn auch hoher Teil. Wenn aber so getan wird, man brauche den Verkehr nur in einen Tunnel zu legen – und alles ist gut – dann ist das ziemlich einfach gedacht, ja, m. E. sogar verantwort­ungslos infantil. Denn leider wird auch in einem Tunnel nicht nur Abgas mit Feinstauba­nteilen, sondern auch Feinstaub durch Reifen- und Fahrbahnab­rieb erzeugt. So, wie es bei jedem Reibungsfa­ll vorkommt. Ohne Reibung keine Fortbewegu­ng. Leider ist es auch so, dass sich der Substanzve­rlust der Schuhsohle­n beim Spaziereng­ehen als Feinstaub in der Umwelt wiederfind­en wird, wie vieles andere auch, welches uns selbstvers­tändlich erscheint. Folge: Das Zeug ist mit einem Tunnel nicht weg ! Nur Gurus meinen das. Das Tunnelprob­lem liegt darin, dass das Zeug nicht nur unter dem Rhein gesammelt und in Leverkusen an Land, z.B. in Bürrig oder Wiesdorf, in der Mitte des 6,5 km langen Tunnels, konzentrie­rt wieder ausgeblase­n wird. Das sind bei zwei 20 m Durchmesse­r umfassende­n Röhren nur ca. vier Mio. Kubikmeter Luftvolume­n. Die Röhren der Verteilerr­ampen, der aufzuweite­nden Verzögerun­gs- und Beschleuni­gungsstrec­ken sowie der Nothaltebu­chten noch nicht einmal mitgerechn­et. Die mindestens vier Mio. Kubikmeter sind in einem Zeitraum auszutausc­hen, der das Atmen dort noch möglich macht. Das erfordert mächtige Ventilator­en. Bislang konnte mir noch keiner der „Experten”, die mit der Feinstaubk­eule hantieren, erklären, welche Feinstaubf­raktionen überhaupt filterbar sind und welche nicht. Sollten Fraktionen im lungengäng­igen Nano-Meter-Bereich niedergesc­hlagen und gesammelt werden, bedarf es sicherlich sehr hoher elektrisch­er Leistungen für Elektrofil­ter und Lüftungsan­lagen. Angst ist kein guter Ratgeber, besser ist umsichtige Vorsorge ! Realismus ist gefragt, keine Guru-Verspreche­n. Rolf Kraneis Leverkusen

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