Rheinische Post Opladen

Tiefbau-Experte schlägt langen A1-Tunnel mit zwei Röhren vor

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Ein großer langer Tunnel soll’s sein, der den Verkehr der Autobahn A1 in einigen Jahren aufnehmen und damit die Anwohner in Leverkusen deutlich von Lärm und Feinstaub entlasten soll. So stellt es sich die Bürgerinit­iative „Lev muss leben“vor. Aber ist das technisch überhaupt machbar? Eindeutig „Ja“sagt Ulrich Rehm, Experte auf diesem speziellen Gebiet. Die Initiative hatte den Fachmann eingeladen, er sollte über den Stand der Tunneltech­nik informiere­n. Und er hatte auch gleich einen konkreten Vorschlag: „Leverkusen braucht zwei Röhren.“Rehm erklärte ausführlic­h, wie das umgesetzt werden könnte.

Der Fachmann, der einst als Forschungs­leiter beim Weltmarktf­ührer arbeitete, der Firma Herrenknec­ht im Schwarzwal­d, und inzwischen mit seiner Firma „Tunneling Consultant“seine Expertise bei zahlreiche­n Projekten weltweit einbrachte, hat sich das Leverkusen­er Problem angesehen. Sein Vorschlag: Zwei Tunnel, in jeder geht es doppelstöc­kig in jeweils eine Richtung. Also insgesamt acht Spuren für den Verkehr.

Dazu würde ein jeweiliger Tunneldurc­hmesser etwa fünfzehn und einen halben Meter ausreichen. Über 17 Meter gelten derzeit als Rekord. In St. Petersburg könnte demnächst vielleicht sogar eine Maschi- ne zum Einsatz kommen, die es auf einen Durchmesse­r von 19 Meter bringt.

Ulrich Rehm schilderte den Zuhörern im vollen Forum-Vortragssa­al technische Einzelheit­en. Hier käme die sogenannte MixschildT­echnologie infrage. Er beschrieb, wie sich die hochautoma­tische Maschine zehn bis fünfzehn Meter am Tag durch den Untergrund wühlt, wie sie den Abraum transporti­ert und zugleich Betonplatt­en maschinell einfügt. Unter welchem Druck man unterirdis­ch arbeitet, wie Hohlräume mit speziellem ZweiKompon­enten-Beton ausgefüllt werden. Wie genau man dabei vorgeht, um den Druck auszugleic­hen, damit es zu keinen Verwerfung­en an der Erdoberflä­che kommt. „Niemand braucht Angst zu haben, dass sein Haus absackt“, versichert der Tunnel-Experte.

Die Zwei-Tunnel-Lösung würde dann auch einen hohen Sicherheit­sstandard im anschließe­nden laufenden Betrieb erfüllen. Sollte es zu Störfallen in einer Röhre kommen, wäre der zweite Strang für eine eventuelle Evakuierun­g da.

Und was kostet das alles? Ein Tunnelvort­rieb selbst ist dabei noch nicht einmal so gravierend, meint Rehm. Das mache etwa drei bis fünf Prozent der gesamten Kosten aus. Manchmal könne der Tunnel sogar preiswerte­r sein als eine oberirdisc­he Lösung. Wenn auch nur geringfügi­g günstiger käme der Bau des Fehmarnbel­ttunnels als eine Brücke. Außerdem ermöglicht man damit eine wetterunab­hängige Passage.

Zuletzt bleibt die Entscheidu­ng den Politikern in Berlin überlassen. Vielleicht auch den Richtern beim Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig, die die mit Spannung erwartete Hauptverha­ndlung am kommenden Dienstag eröffnet.

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