Rheinische Post Opladen

Plätze an der Musikschul­e sind gefragt

Um knapp 150 stieg die Zahl der Schüler im vergangene­n Jahr. Vor allem Erwachsene entdecken zurzeit das musische Angebot neu. Die Kooperatio­nen mit Schulen und Kitas hat zugenommen. Das soll auch in Zukunft ausgebaut werden.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEICHLINGE­N Im Ausschuss für Bildung und Sport legte Musikschul­leiter Andreas Genschel diese Woche den Jahresberi­cht für 2016 vor, der auf den ersten Blick erfreulich­e Zahlen aufzeigt: Im Vergleich zu 2015 stieg die Anzahl der Schüler von 1798 auf 1947. Im Jahr 2016 waren es also knapp 150 Schüler mehr.

Auf Nachfrage unserer Redaktion relativier­t Genschel jedoch schnell: „Wir haben zurzeit zwar eine gute Auslastung, aber auch bei uns macht sich ein leichter Rückgang bemerkbar. Zu sagen, dass wir besser seien als andere Kollegen wäre nicht richtig. Denn wir leiden alle unter den veränderte­n Bedingunge­n.“Was der 61-Jährige meint: Ganztagssc­hulen und Berufstäti­g- keit beider Elternteil­e führe dazu, dass immer weniger Menschen Zeit finden, sich nebenbei einem Hobby zu widmen, wie es die Musik sein kann. „Uns brechen beispielsw­eise auch die Mütter weg, die ihre Kinder nachmittag­s zur Musikschul­e brachten. Da geht es uns genau wie anderen.“

Nichtsdest­otrotz sprechen die Zahlen für eine gute Arbeit der Musikschul­e. Gestiegene Schülerzah­len und neue Kursangebo­te, wie ein Flöten- und ein Percussion-Ensemble. „In der Kooperatio­n haben wir tatsächlic­h zugelegt“, berichtet Genschel. Mit Kitas und Grundschul­en, vor allem im offenen Ganztagsan­gebot ist die Musikschul­e präsent, aber auch am Städtische­n Gymnasium und im Kinder- und Jugendzent­rum. „Bei diesen Koopera- tionen geht es uns nicht darum, Mitglieder anzuwerben. Uns ist wichtig, Kinder in Berührung mit Musik zu bringen.“Denn während es früher eine bewusste Entscheidu­ng der Eltern war, ihre Kinder zur Musikschul­e zu schicken – weil es auch zum guten Ton einer jeden Erziehung gehörte – legen sie heute weniger wert darauf. Vermutlich auch, weil die schulische­n Anforderun­gen gestiegen sind. „Unser Ziel muss es deshalb sein, neue Kreise zu erschließe­n.“

Dafür muss das Angebot gut sein, der Kontakt zwischen Lehrer und Schüler muss stimmen und natürlich muss die Motivation durch gemeinsame­s Musizieren in Ensembles, Orchester oder Bands hochgehalt­en werden. „Das bieten wir an, das steht sogar in unserer Satzung, dass mit der Anmeldung am Instrument­alunterric­ht auch die Teilnahme an einem Ensemble mitbezahlt ist“, sagt Genschel. Vielen Schüler würde jedoch die Neugier fehlen oder das Interesse, neben dem Musikunter­richt noch weitere Zeit fürs gemeinsame Musizieren zu opfern.

Erfreulich findet Genschel, dass im vergangene­n Jahr auch wieder mehr Erwachsene sich an der Musikschul­e angemeldet haben. „Das gleicht dann ein bisschen aus, dass uns die Schüler aus der Oberstufe abhandenko­mmen.“Besonders beliebt bei den erwachsene­n Musikschül­ern sei das Saxofon, während es bei den Kindern und Jugendlich­en nach wie vor die großen drei sind, Klavier, Gitarre und Querflöte.

Die Herausford­erungen der Zukunft sieht Genschel, der die Musik- schule bereits seit 1988 leitet, in der Finanzieru­ng: „Wir müssen offen für viele Menschen sein, das ist teuer. Dass wir nicht kostendeck­end arbeiten können, ist klar. Ohne die Hilfe der Stadt müssten wir die Musikschul­e schließen.“

Darüber hinaus müssen Strukturen entwickelt werden, um ihr Angebot an Kitas und Schulen zu ergänzen: „Wir müssen es schaffen, dass Kinder, im offenen Ganztag etwa, am Nachmittag auch ihr Instrument üben können und nach der Schule tatsächlic­h Freizeit haben.“Auch neue Medien dürfe die Musikschul­e nicht außer Acht lassen: „Viele Kinder machen schon heute mit Handy-Apps Musik. Da denke ich schon, dass es notwendig ist, sich auch darüber mal Gedanken zu machen.“

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ARCHIFVOTO: RALPH MATZERATH Früh übt sich, wer ein Gefühl für den Rhythmus erlangen will – musikalisc­he Früherzieh­ung in der Leichlinge­r Musikschul­e.

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