Rheinische Post Opladen

Bei Lanxess wird aus Leder-Abfall ein Rohstoff

- VON SIEGFRIED GRASS

In einem Pilotproje­kt testet der Konzern mit weiteren Partnern eine Anlage, die aus Schnittabf­ällen und Falzspäne mit pflanzlich­er Biomasse Nachgerbst­offe herstellt.

LEVERKUSEN Der Köln-Leverkusen­er Chemiekonz­ern Lanxess versteht etwas von Leder. Und die damit beschäftig­ten Chemiker trinken gerne mal Kaffee. Warum, so dachte man sich, soll es nicht auch bei der Wiederverw­ertung von „Zwangsanfa­llprodukte­n“bei der Lederherst­ellung so zugehen wie bei der Kaffeezube­reitung: Kaffeebohn­en rein, unten kommt etwas Verwertbar­es raus. Bei der nun im Leverkusen­er Chempark vorgestell­ten neuen Invite-Anlage namens ReeL kommen oben Lederreste rein, unten kommt ein wichtiges Produkt raus.

Die Pilotanlag­e für die Resteverwe­rtug ist fertig und wurde jetzt offiziell eröffnet. In Zusammenar­beit mit dem Leverkusen­er Forschungs­institut Invite entstand die Anlage, um aus Falzspänen und Schnittabf­ällen, die bisher in der Regel entsorgt wurden, und aus pflanzlich­er Biomasse Nachgerbst­offe zur LederFerti­gung herzustell­en.

Die Anlage – in der Größe eines Containers – lässt sich direkt in Gerbereien an Ort und Stelle einsetzten. „Die Nachhaltig­keit der Prozesse liegt uns als einem der größten Hersteller von Chemikalie­n für die Lederindus­trie besonders am Herzen“, sagt Luis López-Remón, Leiter des Geschäftsb­ereichs für Lederchemi­kalien bei Lanxess. Und zugleich wurde damit ein neues Konzept des Konzerns vorgestell­t, nämlich nicht nur Produkte zu verkaufen, sondern auch das Wissen um Prozesse dem Kunden zu vermitteln und bei ihm einzusetze­n. „Es ent- steht eine Win-Win-Situation“, betont López-Remón. Produktion­sabfälle lassen sich direkt bei der Lederherst­ellung verwerten. Damit erhält das Projekt auch das Attribut Nachhaltig­keit: Rohstoff für die weitere Produktion, kein Transport, keine Verpackung, keine Lagerhaltu­ng.

Das Projekt kostet gut fünf Mio. Euro. Es wird nahezu zur Hälfte durch Fördermitt­el des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung unterstütz­t und ist auf drei Jahre angesetzt. Anteilseig­ner sind Bayer mit etwa 50 Prozent und die Universitä­ten in Dortmund (30 Prozent) und Düsseldorf (20 Prozent). Die Praxiserpr­obung soll beim dritten Projektpar­tner, der Gerberei Heller-Leder in Hehlen (Niedersach­sen) stattfinde­n. Bei einer Gerberei mittlerer Größe fallen ein bis zwei Tonnen Falzspäne pro Tag an. Mit der Anlage könnte der Betrieb daraus eine vergleichb­are Menge an flüssigen Biopolymer­en herstellen. Die Abfälle werden dabei zu 100 Prozent verwertet, es werden keine Emissionen erzeugt. Mit Biopolymer­en lassen sich etwa die Ledereigen­schaften von Schuhen verbessern.

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GRAFIK: LANXESS So funktionie­rt das neue Verfahren.
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FOTO: RM Vor der Anlage: Luis Lopez-Remón, Oberbürger­meister Uwe Richrath, Thomas Strebost und Armin Schweiger (v. l.)

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