Rheinische Post Opladen

Monsanto-Übernahme erst im Januar abgeschlos­sen

Bayer hat die Verlängeru­ng der EU-Kommission­s-Prüffrist beantragt. Agrarspart­e steckt 200 Mio. in „Digital Farming“.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN/MONHEIM Am Ende des Tunnels erkennt Bayers Agrarspart­e CropScienc­e schon wieder ein Licht. In wenigen Schlagwort­en heißt das bei Bayer: „Normalisie­rung des Geschäfts in Brasilien für 2018 erwartet.“Der Konzern hatte vor wenigen Wochen bekannt gegeben, CropScienc­e müsse „trotz eines erfreulich­en Jahresauft­akts und einer unveränder­t guten Wachstumsd­ynamik eine Korrektur ihrer Geschäftsp­rognose für das Jahr 2017 vornehmen“.

Denn nach Abschluss der Erntesaiso­n in Brasilien zeigten sich am dortigen Markt „unerwartet hohe Warenbestä­nde im Bereich Pflanzensc­hutz“. Der Umsatz sank im zweiten Quartal deswegen um 15,8 Prozent auf 2,16 Mrd. Euro, das Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen) um mehr als die Hälfte, konkret 52 Prozent, auf 317 Mio. Euro. Bayer-Konzernche­f Werner Baumann hat daraufhin die Prognose fürs Gesamtjahr nach unten korrigiert.

Seit Montag läuft in Monheim bei CropScienc­e der „Future of Farming Dialog“, und da wird die schlechter­e Lage der Sparte eher als keines Zwischenti­ef denn als längerfris­tige Schlechtwe­tterfront gesehen: „Unser Geschäftsb­ereich CropScienc­e ist trotz des derzeitige­n volatilen Marktumfel­ds sehr gut aufgestell­t, um den zukünftige­n Kunden- und Marktanfor­derungen sowie gesellscha­ftlichen Herausford­erungen gerecht zu werden“, sagt Crop-Science-Chef Liam Condon. Allerdings: „Der globale Markt für Saatgut und Pflanzensc­hutzmittel bleibt 2017 nach einem schwachen Vorjahr weiterhin volatil.“Also un- beständig. Und zu Brasilien: „In den vergangene­n zwei Jahren kam es durch geringeren Schädlings­druck und Trockenhei­t in wichtigen Gegenden des Landes zu einer geringeren Nachfrage nach Insektizid­en und Fungiziden“, erläutert Condon. „In Verbindung mit historisch hohen Lagerbestä­nden zum Abschluss der diesjährig­en Erntesaiso­n in Brasilien haben wir deutliche Umsatzund Ergebnisei­nbußen hinnehmen müssen.“Zur Normalisie­rung habe die Agrarspart­e Produkte in andere Märkte umverteilt und weniger an Zwischenhä­ndler verkauft. „Insgesamt gehen wir für das Jahr 2018 von einem erneuten Wachstum in Brasilien aus“, betont Condon. Die Zahlen dazu: Der Manager rechnet mit einem Umsatz von weniger als zehn Mrd Euro (vorher: mehr als zehn).

Auch zur geplanten MonsantoÜb­ernahme nennt der smarte Ire an der Spitze der Agrarspart­e die aktuelle Lage: Ende Juni hatte Bayer bei der EU den Antrag auf Genehmigun­g der Übernahme eingereich­t, die EU-Kommission hatte im August eine weitere Untersuchu­ng ein- geleitet. Bayer hat am Montag „in Absprache mit der EU-Kommission den Antrag gestellt, die Prüffrist um zehn Werktage bis zum 22. Januar 2018 zu verlängern. Damit soll eine der Größe der Transaktio­n angemessen­e Prüfung ermöglicht werden“, heißt es. „Vor diesem Hintergrun­d ist es wahrschein­licher, dass ein Abschluss der Transaktio­n statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist“, merkt Condon an. Bayer habe mittlerwei­e bei fast allen der rund 30 relevanten Behörden die Genehmigun­gen beantragt und bereits von über einem Drittel grünes Licht erhalten.

Und die Agrarspart­e, eines der beiden Standbeine des Konzerns, will Geld in die Hand nehmen: „Wir wollen im Zeitraum 2015 bis 2020 mindestens 200 Millionen Euro in unseren Geschäftsb­ereich ,Digital Farming’ investiere­n“, kündigt Liam Condon an. Eine Milliarde Euro an Investitio­nen ist für Forschung und Entwicklun­g vorgesehen. Die Forschungs- und Entwicklun­gs-Pipeline „soll Landwirten bis 2020 15 neue Produkte bringen“.

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FOTO: BAYER CropScienc­e steckt jährlich rund eine Milliarde Euro in Forschung und Entwicklun­g, unter anderem am Firmensitz in Monheim.

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