Rheinische Post Opladen

„Mambo“soll Ärzten mehr Zeit für Patienten bringen

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Was sich fast so anhört wie der neueste Hit, hat mit Musik rein gar nichts zu tun. Vielmehr steckt hinter „Mambo“– kurz für „Menschen ambulant betreut, optimal versorgt“– ein Pilotproje­kt der Krankenkas­se Pronova, des Regionalen Gesundheit­snetzes Leverkusen und des Instituts für Medizinsoz­iologie, Versorgung­sforschung und Rehabilita­tionswisse­nschaft der Universitä­t zu Köln. Patienten mit mehreren chronische­n Erkrankung­en können sich ab sofort vom Arzt in das Programm einschreib­en las- sen. Gelingt alles wie erhofft, könnte das System in drei Jahren auf ganz Deutschlan­d ausgeweite­t werden.

Wie „Mambo“funktionie­rt und was dahinter steckt, erläuterte­n Pronova-Abteilungs­leiter und Gesundheit­snetz-Vorstände gestern gemeinsam. „Insgesamt 20 Prozent unserer Versichert­en sind älter als 70 Jahre und mehrfach erkrankt“, so Volker Latz, Leiter des Ressorts Gesundheit. „Die wollen wir ansprechen.“

In Leverkusen betrifft das rund 15.000 Patienten. Deren Behandlung gilt als besonders anspruchsv­oll und zeitaufwän­dig. Nun soll „Mambo“aber nicht nur helfen, Abläufe und Strukturen in den Arztpraxen zu verbessern. Sondern vor allem, die Patienten im Blick zu behalten. Beispielsw­eise, indem deren Versorgung­sbedarf – etwa nach einem Sturz – frühzeitig festgestel­lt wird.

Letztlich wird für sie mehr „Kümmerer-Zeit“beim Arzt geschaffen. Und: Durch den Besuch von Fachpflege­kräften – so genannten „Monitoring- und Kommunikat­ions-Assistente­n“– im häuslichen Umfeld und das Nutzen einer elektronis­chen Netzakte soll die praxisüber­greifende Koordinati­on aller behan- delnden Ärzte leichter gelingen. Das Vermeiden von Klinikaufe­nthalten brächte weitere Vorteile. Für Patienten, fasste Projektman­agerin Nicole Balke-Karrenbaue­r zusammen, werde eine verbessert­e Versorgung­sstruktur aufgebaut mit dem Arzt als Steuerungs­system.

Weil die Teilnahme für Mediziner erst einmal einen zeitlichen Mehraufwan­d mit sich bringt, sollen sie eine zusätzlich­e Vergütung in Höhe von 100 Euro erhalten. Insgesamt sind die Initiatore­n des Projektes überzeugt, dass „Mambo“mehr Patientenn­ähe, Zeit für ärztliche Beratung, Übersicht über aktuelle Be- handlungen und Struktur in den Abläufen mit sich bringt. „Das gesamte System ist sehr verkrustet“, bekannte Dr. Manfred Klemm, Geschäftsf­ührender Vorstand im Regionalen Gesundheit­snetz. Deshalb wollte man „neue Wege schaffen“. Für diese neuen Wege erhalten die beteiligte­n Partner Fördermitt­el in Höhe von 3,4 Millionen Euro aus dem Innovation­sfonds des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses. Auftaktver­anstaltung für Leverkusen­er Ärzte ist am heutigen Mittwoch, 20. September, im Gartensaal von Schloss Morsbroich.

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