Rheinische Post Opladen

Wohnwagen im Visier von Profi-Banden

Unbekannte stehlen zwei Leverkusen­er Campingmob­ile auf Langenfeld­er Abstellplä­tzen. Diebes-Serie geht weiter.

- VON HEIKE SCHOOG UND BERND BUSSANG

LEVERKUSEN/LANGENFELD Bis vor wenigen Tagen war der 49-jährige Leverkusen­er noch stolzer Besitzer eines fast neuen Wohnwagens der Marke Fendt. „Dass ich den Diebstahl entdeckt habe, war reiner Zufall“, sagt der Mann, der namentlich nicht genannt werden will. Er hatte Nachschlüs­sel bestellt und wollte diese am Montagaben­d testen. „Als ich zum Abstellpla­tz kam, war dort, wo sonst mein Wagen steht, eine grüne Wiese.“Der Schreck war riesig. Denn das neue Modell, mit Klimaanlag­e und allem Schnick und Schnack „war der perfekte Wohnwagen. Ein Traum“, mit dem der Camper gerade erst in Südtirol gewesen ist.

Der Diebstahl des Wohnwagens von einem umzäunten Abstellpla­tz an der Straße Schelthofe­n in Langenfeld-Reusrath reiht sich in die Serie, die die Polizei seit mehreren Monaten in Atem hält – und zwar landesweit. Auffallend an den Taten ist, dass die Diebe es in fünf Fällen auf Caravans des Hersteller­s Fendt abgesehen hatten. Allen Fällen gemeinsam ist, dass die Wagen gut gesichert waren, entweder auf Privatgelä­nde oder gesicherte­n Abstellplä­tzen standen und darüber hinaus mit Parkkralle oder Deichselsc­hloss geschützt waren.

Auch der neue Fendt (Listenprei­s 34.000 Euro) des Leverkusen­ers war mit einem massiven, modernen Deichselsc­hloss zusätzlich gesichert. „Das Schloss soll verhindern, dass die Deichsel auf eine Anhängerku­pplung gesetzt werden kann“, erläutert der Leverkusen­er. Damit kann der Wagen theoretisc­h nicht weggezogen werden. Doch die Täter sind offensicht­lich so gut ausgerüste­t, dass sie auch solche Sicherheit­svorrichtu­ngen schnell und unauffälli­g knacken können. „Meinen nächsten Wagen werde ich zusätz- lich mit einer Parkkralle sichern“, sagt der 49-Jährige.

Gestohlen wurde sein Fendt Bianco 465, Kennzeiche­n LEV-KD 465, vermutlich in der Zeit von Samstagbis Montagaben­d. Auffällig an dem Leverkusen­er Fendt ist, dass er über seinem Heckfenste­r einen großen Aufkleber mit der Silhouette der Stadt Leverkusen trägt. Der nur zwei Monate alte Caravan stand auf dem umzäunten Abstellpla­tz hinter einer Hecke – fast sichtgesch­ützt, teilt die Polizei mit. Sie ermittelt, woher die Täter die Standorthi­nweise haben. „Woher wissen sie, wo ein fast neuer und teurer Wohnwagen der Marke Fendt stehen könnte?“, so Polizeispr­echer Ulrich Löhe. „Das sind Auftragsta­ten.“Wo die Wohnwagen später möglicherw­eise zum Verkauf angeboten werden, sei ebenfalls Teil der Ermittlung­en.

Die Serie reißt nicht ab: Gestern melde die Polizei erneut zwei gestohlene Wohnwagen in Langenfeld – wieder Modelle von der Marke Fendt, erneut traf es einen Leverkusen­er Besitzer. Die Wohnwagen sind auf dem von der Straße kaum einsehbare­n und mit einer Schranke gesicherte­n Stellplatz an der Rheinstraß­e in Reusrath entwendet worden. Tatzeitrau­m war von Montagaben­d bis Dienstag, 13.30 Uhr. Die beiden weißen Fendt-Modelle des Typs 515 haben zusammen einen Wert von rund 63.000 Euro. Mit welchen Zugfahrzeu­gen die Diebe die zwei zwischen 1400 und 1700 Kilo- gramm schweren Wohnanhäng­er wegschlepp­en konnten, ist nicht geklärt. Von dem nur ein Jahr alten Wohnwagen mit dem amtlichen Kennzeiche­n SG-V 2016 fehlt jede Spur, ebenso von dem zwei Jahre alten Caravan mit dem Kennzeiche­n LEV-DI 77. berichtet Polizeispr­echer Ulrich Löhe. Bei inzwischen sieben vollendete­n Taten in Langenfeld und Hilden sowie einem Tatversuch seit Ende August hatten es die offenbar gut organisier­ten Diebe in sieben Fällen auf Caravans des Hersteller­s Fendt abgesehen.

In der Nacht zum Mittwoch lieferten sich Wohnwagen-Diebe in Solingen eine wilde Verfolgung­sjagd mit der Polizei, nachdem sie entdeckt worden waren. Die Täter ent- kamen unerkannt, nachdem sie einen gestohlene­n Wohnwagen während der Fahrt abgekoppel­t hatten und so einen sie verfolgend­en Streifenwa­gen abhängten.

Nach Auskunft des Landeskrim­inalamts NRW wurden in diesem Jahr inzwischen landesweit schon 214 Wohnwagen entwendet, davon allein 41 im August. Die Behörde ist offenbar in höchster Alarmberei­tschaft. Denn: Weitere Angaben zu den profession­ell agierenden Tätern und möglichen Hintermänn­ern wollte ein Sprecher gestern „aus ermittlung­staktische­n Gründen“nicht machen. Hinweise an die Polizei unter Telefon 02173 288-6310

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Viele Camper parken ihre Wohnwagen außerhalb der Campingsai­son auf Abstellplä­tzen – wie hier in Langenfeld – und hoffen, dass sie sicher sind.

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