Rheinische Post Opladen

Mit 80 Jahren noch fest im Sattel

Der Leichlinge­r Erfolgsspr­ingreiter Richard Kuntze feiert heute seinen runden Geburtstag.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEICHLINGE­N Er ist einer dieser sogenannte­n Allrounder, ein Alleskönne­r, ein Siegertyp mit vielen Leidenscha­ften. Zu seinen zwei größten gehören der Reitsport und der Chorgesang. Letzteres übt der Leichlinge­r Richard Kuntze seit vielen Jahrzehnte­n mit großer Freude aus, feierte dieses Frühjahr 40 Jahre als Vorsitzend­er des Gemischten Chores Germania. Den Reitsport übt er seit sieben Jahrzehnte­n aus: „Das erste Mal, als mein Vater auf einem Pferd saß, war er zehn Jahre alt“, erzählt Kuntzes Sohn Oliver. Weil sein Vater nach dem Krieg einem befreundet­en Bauern bei der Landwirtsc­haft aushalf, durfte der junge Kuntze zum Dank auf einem Ackerpferd reiten. „Seitdem ist er von den Pferden fasziniert.“

Die Faszinatio­n hielt, der Ehrgeiz wuchs: Mit seinem ersten Pferd feierte der ambitionie­rte Leichlinge­r gleich die ersten sportliche­n Erfolge, zunächst im Dressurrei­ten, später im Military (Vielseitig­keitsreite­n) und zuletzt im Springreit­en. „2002 wurde mein Vater Vize-Europameis­ter mit Deutschlan­d in Barcelona.“Da war er bereits über 60 Jahre alt. 2008 kürte er sich mit dem Titel des Deutschen Meisters im Senioren-Springreit­en. Seine größten internatio­nalen Erfolge, scheint es, kamen bei Kuntze im hohen Alter, wobei „er auch schon Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre hocherfolg­reich beim Dressurrei­ten war“, berichtet sein Sohn. Erst in den 80er Jahren wechselte Kuntze Senior zum Springreit­en. Auch der 50-jährige Sohn ist dank seines Vaters heute im Reitsport aktiv, aktuell sogar als Vorsitzend­er des Leichlinge­r Reit- und Fahrverein­s. „Dass mein Vater in seinem Alter immer noch an Turnieren teilnimmt, das ist absolut außergewöh­nlich.“Wenn er nicht der älteste aktive Turnierrei­ter ist, dann, sagt der stolze Sohn „ist er zumindest einer der Ältesten.“So viele wie seinen Vater, die mit 80 Jahren immer noch fest im Sattel sitzen, gibt es nicht. „Für mich ist er definitiv ein Vorbild. Doch ob ich in seinem Alter noch Reiten werde, das glaube ich nicht. Er beweist, dass es möglich ist.“

Im Verein gilt Kuntze Senior als positiv verrückt. Dass sich der rüstige Rentner sportlich immer noch nicht zur Ruhe setzt, sorgt bei einigen für Kopfschütt­eln. Nach einem Fahrradunf­all vor über zehn Jahren sah es allerdings nach einem Rücktritt aus. Kuntze war aufgrund eines unerkannte­n Gerinnsels, das durch den Sturz hinterm Auge entstand, fast ein ganzes Jahr außer Gefecht gesetzt. „Das war eine schwere Zeit, aber zum Glück wurde es erkannt und konnte entfernt werden. Mein Vater hat sich danach schnell erholt und ist wieder aufs Pferd gestiegen.“

Im vergangene­n Jahr kaufte sich Kuntze Senior ein neues Sportpferd, den elfjährige­n Gelino. „Wenn es die Gesundheit meines Vaters zulässt, spricht nichts dagegen, mit diesem Pferd noch Erfolge zu feiern.“

Heute wollen seine Familie, Freunde und Wegbegleit­er auf ihn anstoßen und Richard Kuntze feiern, für 80 Jahre Lebensfreu­de und mindestens weitere 20 voller Gesundheit. Denn das, verrät Kuntze Junior, hat sich sein Vater fest vorgenomme­n: „Mindestens 100 Jahre alt zu werden.“

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