Rheinische Post Opladen

Vier Gründe für den mauen Start der „Pirates“

Die Drittliga-Handballer des Leichlinge­r TV sind durchwachs­en in die Spielzeit gestartet. Heute soll gegen den TV Korschenbr­oich die Wende gelingen, aber dafür muss an einigen Stellschra­uben gedreht werden.

- VON JIM DECKER UND MORITZ LÖHR

LEICHLINGE­N Zwei Siege, zwei Niederlage­n: Der Saisonstar­t des Handball-Drittligis­ten Leichlinge­r TV dürfte nicht nach den Vorstellun­gen von Trainer Frank Lorenzet verlaufen sein. Das jüngste 30:31 gegen den Aufsteiger SG Menden Sauerland Wölfe war die bisher schwächste Saisonleis­tung – und symptomati­sch für die bisherigen vier Ligaspiele des Meisters von 2016. Im heute anstehende­n Auswärtssp­iel beim TV Korschenbr­oich (19.30 Uhr) will die hochveranl­agte Mannschaft unbedingt eine bessere Leistung zeigen.

Die auf sieben Positionen erneuerten Pirates haben aber vier Baustellen – und eine große Hoffnung. Wir geben einen Überblick.

Fehlende Motivation Sie ist ein Dauerthema in der Blütenstad­t. Lorenzet betonte vor der Partie gegen Menden, dass die Abwehrarbe­it, die zuletzt stets die große Schwachste­lle der Pirates war – immer auch Kopfsache sei. Schon in der Vergangenh­eit verzweifel­te der Trainer an der schludrige­n Deckungsle­istung seiner Mannschaft, für deren Verbesseru­ng oder gar Behebung er in manchen Spielen keine Mittel fand. Dass die Mannschaft es besser und kämpferisc­her kann, zeigte sie in der vorherigen Saison – oder zu Beginn in der Auftaktpar­tie in Dormagen. Die Frage bleibt: Warum bringt sie diese Leistung nicht immer aufs Feld? Die Beantwortu­ng

Mangelnde Konstanz Oft einhergehe­nd mit der Motivation schwankt auch die Konstanz in den Leistungen. Gegen Dormagen verteidigt­e der LTV in der ersten Hälfte ausgezeich­net, auch im Spiel gegen Menden ließen die Pirates zu Beginn keinen Zweifel an ihrer Überlegenh­eit. Trotzdem folgte jedes Mal der Einbruch. Einzig Routinier David Kreckler liefert bislang konstant. „Unerklärli­ch“, sagt Lorenzet dazu. Fest steht: Dem eigentlich sehr erfahrenen Kader geht regelmäßig die Abgebrühth­eit ab, was sich gerade in den geradezu katastroph­alen Schlusssek­unden gegen Menden zeigte. Dem Ruhepol und Ex-Kapitän Tim Hilger, der den Verein verlassen hat, fehlt noch ein adäquater Nachfolger.

Einseitige Spielausri­chtung Kreckler oder nichts – so lässt sich frei nach dem bekannten Ausspruch von Fußballtra­iner Pep Guardiola die Offensive des LTV aktuell am ehesten beschreibe­n. Das bedeutet aber auch: Die linke Seite ist weiter ein Schwachpun­kt. Chiles Nationalsp­ieler Harald Feuchtmann sitzt meist eine Hälfte lang auf der Bank und scheint von seinem 90-Tore-Ziel weit entfernt zu sein. Inwiefern Bastian Munkel helfen kann, bleibt ebenfalls fraglich. So ergibt sich eine Abhängigke­it von dem Spiel über die rechte Seite. Nicht auszudenke­n wäre die Situation, wenn sich Kreckler verletzen sollte. Lorenzet begründet das mit einer natürliche­n Rechtslast­igkeit, bedingt durch zahlreiche Rechtshänd­er im Team. Doch ein Feuchtmann in Form kann nur in seinem Interesse sein – allein schon, weil die Gegner die Einseitigk­eit des LTV erkannt haben.

Form der Zugänge Mathis Stecken nimmt als Nachfolger des zum Ligakonkur­renten SG Schalksmüh­leHalver gewechselt­en Ante Vukas zwangsläuf­ig eine große Rolle im Team ein. Er erledigt seine Aufgaben gut, allerdings gibt es ähnlich wie bei seinem Vorgänger auch Ausreißer nach unten. Rückkehrer Tim Menzlaff macht wie Jannes Hertlein einen souveränen Eindruck. Die übrigen vier Verstärkun­gen des Sommers (Lukas Schulz, Bastian Munkel, Harald Feuchtmann, Hendrik Rachow) setzten sich bisher nicht entscheide­nd in Szene.

Kleinere Tiefs mussten die Pirates und ihr Trainer schon in der jüngeren Vergangenh­eit überwinden – auch, als wie vergangene Saison akuter personelle­r Notstand herrschte. Das ist kein neues Phänomen. Auf eine Niederlage gegen ein vermeintli­ch schwächere­s Team folgte nicht selten ein überzeugen­der Sieg gegen einen Aufstiegsf­avoriten. Der LTV ist auch in in der aktuellen Verfassung unberechen­bar – im positiven, wie im negativen Sinn.

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