Rheinische Post Opladen

Der persönlich­e Einsatz macht den Unterschie­d

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Politikwis­senschaftl­er Tim Spier, Juniorprof­essor an der Universitä­t Siegen, analysiert die Diskrepanz zwischen dem Erststimme­n-Ergebnis des SPD-Kandidaten Karl Lauterbach und den Zweitstimm­en für die SPD in Leverkusen.

Die CDU ist bei den Zweitstimm­en stärkste Partei in Leverkusen, doch der SPD-Kandidat Karl Lauterbach hat seinen christdemo­kratischen Kontrahent­en Helmut Nowak bei den Erststimme­n um mehr als acht Prozent abgehängt. Im Wahlkampf hatte er das Thema Feinstaubb­elastung in Verbindung mit der Forderung nach einem langen Autobahntu­nnel für die Stadt zu seinem Hauptanlie­gen gemacht, unter anderem mit acht großen Bürgervers­ammlungen. Ist Lauterbach der Beweis dafür, dass persönlich­es Engagement und Themen-Wahlkampf tatsächlic­h ein Mittel sind, selbst deutliche Trends noch zu drehen?

SPIER Absolut. Wenn man sich das Wahlergebn­is bundesweit anschaut, findet man immer wieder Beispiele dafür, dass der persönlich­e Einsatz des Kandidaten für viele Wähler eine wichtige Rolle spielt.

An wen denken Sie da?

SPIER Aktuelle Beispiele sind Cem Özdemir, der in seinem Wahlkreis Stuttgart I mit 29,7 Prozent der Erst- stimmen fast das Direktmand­at geholt hätte, oder der frühere LinkenFrak­tionsvorsi­tzende Gregor Gysi, der seinen Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick mit 39,9 Prozent direkt gewonnen hat. Auch von HansChrist­ian Ströbele (Grüne) ist bekannt, dass er mehrfach in seiner aktiven Zeit als Bundestags­abgeordnet­er Direktmand­ate geholt hat, obwohl er nur einer kleinen Partei angehört – 2005 etwa gewann er mit 43,2 Prozent der Erststimme­n.

Inwieweit können solche Ausnahmeer­scheinunge­n ihrer Partei nutzen?

SPIER Aktuell nutzt das Ergebnis von Karl Lauterbach der SPD nur wenig, weil ja ein anderer Kandidat auf der Reservelis­te durch ihn verdrängt wird. Aber natürlich können solche politische­n Charaktere mit Gespür für Themen und hohem persönlich­en Einsatz auf lange Sicht ganz wichtig für ihre Parteien sein.

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FOTO: UNIVERSITÄ­T Tim Spier ist Juniorprof­essor an der Universitä­t Siegen.

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