Experte: Kritik der Politik für ARD und ZDF ist Ablenkung
HEILBRONN/MAINZ (epd) Der ZDFFernsehrat will sich offenbar mit der Kritik an der AfD-Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen beschäftigen. ZDF-Intendant Thomas Bellut wird in der morgigen Sitzung über die Wahlberichterstattung des Senders informieren, wie die „Heilbronner Stimme“berichtete. Zuvor hatten Politiker mehrerer Parteien ARD und ZDF vorgeworfen, der AfD zu viel Sendezeit in ihrem Programm eingeräumt zu haben. Die Sender hätten so zum guten Wahlergebnis der Partei beigetragen. Die Sender hatten diese Vorwürfe jedoch zurückgewiesen.
Mit ihrer Kritik an ARD und ZDF versuchten die Politiker „letztlich auch von tiefergehenden Ursachen und zum Teil eigenen Problemen abzulenken“, sagte der Münchner Kommunikationswissenschaftler Carsten Reinemann dem Evangelischen Pressedienst. Die Alternative, dass ARD und ZDF weniger über die AfD hätten berichten können, sehe er nicht. „Hätten die öffentlichrechtlichen Medien nicht über die AfD berichtet, dann hätte sie sich in eine Opferrolle flüchten können“, sagte Reinemann. Es sei außerdem nicht die Aufgabe der Medien, eine Partei „kleinzuhalten“. Stattdessen sollten sie Kritik üben und anprangern.
Die AfD zieht mit 12,6 Prozent der Stimmen, die sie bei der Bundestagswahl erhalten hat, als drittstärkste Kraft ins Parlament ein. In Sachsen wurde die Partei sogar knapp vor der CDU stärkste Kraft.