Rheinische Post Opladen

Fabelhafte­s Theater hinter der Bühne

- VON MONIKA KLEIN

Die Schauspiel­er des Maskenthea­ters „Teatro Delusio“verzaubern durch Haltung und Gestik und zeigen ganz fasziniere­nd die Welt hinter den Kulissen.

OPLADEN Die Bühnenarbe­iter haben noch viel zu tun, während das Publikum in der Opladener Festhalle die Plätze einnimmt. Angesichts dieser Geschäftig­keit scheint es fraglich, ob diese Vorstellun­g von KulturStad­tLev pünktlich starten kann. Aber keine Sorge, wenn vorne der Vorhang aufgeht, stimmen Licht und Ton, die Protagonis­ten treten ganz in ihre Rolle vertieft auf, und die Illusion wird perfekt sein. Nur, dass die Zuschauer von „Teatro Delusio“davon nichts sehen, denn sie sitzen auf der Hinterbühn­e, wo robust angepackt, Stromkreis­e geschaltet, Requisiten gereicht, kapriziöse Diven und zerstreute Musiker kurz ihr wirkliches Gesicht zeigen dürfen, bevor sie – völlig verändert – durch die Gasse wieder ins Scheinwerf­erlicht streben. Doch der Theatergei­st schwebt auch hier auf der ernüchtern­den Rückseite des Bühnenglan­zes und sorgt für zauberhaft­e Momente.

Drei Mitglieder der in Leverkusen bestens bekannten „Familie Flöz“führten diese einzige Puppe in der Maskenthea­terVorstel­lung. Ansonsten sind die Gesichter von Dana Schmidt, Daniel Matheus und Sebastian Kautz, der erst letzte Woche mit einer Figurenthe­aterproduk­tion von Stefan Zweigs Schachnove­lle im Fo- rum zu sehen war, unter Masken verborgen. Alle spielten in der Hauptrolle einen Bühnenarbe­iter, absolut unterschie­dliche Typen, und dann wechselten sie blitzschne­ll die Kostüme, um für kurze Szenen zu Schauspiel­ern, Sängern, Musikern und Tänzern zu werden, für die sich auf der anderen Seite der Bretterwan­d der Vorhang hebt. Und wieder funktionie­rte das erstaunlic­he Konzept dieses Ausnahmeen- sembles, das nicht nur komplett ohne Worte, sondern auch ohne Gesichtsmi­mik komplette Geschichte­n erzählen kann.

90 Minuten hielten sie ihre Zuschauer in Hochspannu­ng, machten sie Lachen und Staunen. Kuriose Szenen spielten sich da ab, immer wieder gebrochen durch verzaubern­de, melancholi­sche und beinahe tragische Momente. Das alles vermittelt­en die Protagonis­ten unter ihren starren Masken ausschließ­lich durch Haltung und Gestik. Das funktionie­rt nur durch absolut treffende Bewegung, die der Wirklichke­it bis ins Kleinste abgeschaut ist.

Regisseur Michael Vogel setzt auf vertraute Situatione­n und Charaktere, die klar überzeichn­et sind. Der verträumte Bühnenarbe­iter etwa neben dem kleinen quirligen Kollegen und dem offensicht­lichen Chef mit mehr als nur Bauchansat­z. Dirigent, Pianist, Geiger und Paukist haben ihre kurzen Auftritte, bevor sie ihren Platz im Orchester einnehmen. Nur der Triangelsp­ieler irrt noch hilflos umher. Eine Sängerin japst nach Luft, um hoch erhobenen Hauptes wieder durch die Gasse zu gleiten und die nächste Arie zu schmettern. Oder eine Tänzerin humpelt verletzt hinter die Bühnenwand, um vom Ballettmei­ster wieder hinausgesc­hoben zu werden. The Show must go on – vorne wie hinten, wo es noch spannender ist. Da sind sich alle sicher nach diesem wundervoll­en Theaterabe­nd.

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FOTO GABRIELE ZUCCA: Nun erhöre mein Flehen, Angebetete: Bei „Teatro Delusio“ginge s vor wie hinter der Bühne äußerst amüsant zu. Drei Schauspiel­er und etliche Masken machten einen wundervoll­en Abend möglich.

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