Rheinische Post Opladen

Cremers Weiden: Racheakt des Vermieters?

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Einigen Mietern, die sich über unhaltbare Zustände in Cremers Weiden beschwert hatten, wurden jetzt die Garagen gekündigt. Sie vermuten dahinter eine Racheaktio­n des Vermieters.

LEICHLINGE­N Nach über 40 Jahren werden Mietern von Cremers Weiden die Garagen gekündigt. Grund für die Kündigung: Eigenbedar­f. Doch die Betroffene­n vermuten dahinter eine Racheaktio­n des Immobilien­inhabers, der Kiefer & Zehner Gruppe. Sie hatten sich in den vergangene­n Monaten öffentlich über die desolaten Zustände auf Cremers Weiden geäußert.

Wie kann das sein? Auf der einen Seite gibt es Aushänge in den Hausfluren, in denen freie Garagen in Cremers Weiden angeboten werden. Auf der anderen Seite werden langjährig­en Mietern die Garagen gekündigt. So etwas findet auch André Juffern, Geschäftsf­ührer des Mietervere­ins in Opladen äußerst merkwürdig: „Garagen wegen Eigenbedar­f zu kündigen, das hört sich für mich sehr nach Retourkuts­che an.“

Rein rechtlich allerdings lasse sich diese Kündigung nur bedingt anfechten, etwa wenn die Garage mit der Wohnung im Mietvertra­g steht. „Wird diese allerdings separat von der Wohnung gemietet, dann braucht es nicht einmal einen richtigen Grund für eine Kündigung.“Solch ein Fall ist jetzt wohl auch in Cremers Weiden eingetrete­n. Im Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, wird klar, dass die Betroffene­n bis Ende des Jahres die Garagen räumen müssen. Uns gegenüber wollten sich die Betroffene­n nicht mehr äußern, aus Angst vor weiteren Repressali­en.

Geschäftsf­ührer Philipp Kiefer war auch nach mehreren Versuchen auf verschiede­nen Kanälen nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen. Doch der Zustand in der einstigen Vorzeigesi­edlung bleibt desolat, und die Rückmeldun­g unzufriede­ner Mieter ebbt nicht ab. Während auf der einen Seite Cremers Weiden, die Immeo gehört, Investitio­nen getätigt, Balkone und Heizungen neu gemacht werden, schaut die andere Seite, die sich in den Händen der Kiefer-und-Zehner-Gruppe befindet, frustriert zu, wie es mit ihrer Siedlung bergab geht.

Die häufigste Kritik, die unsere Redaktion von unzufriede­nen Bewohnern erhält, ist die der Verwahrlos­ung: wilde Müllkippen, seltene Pflege der Grünanlage, häufige Probleme mit den Heizungen und zu hohe Nebenkoste­n. „Man wird das Gefühl nicht los, dass man uns ein- fach aus den Wohnungen hinausekel­n will“, sagt eine langjährig­e Mieterin resigniert. „Wir wissen, wie schön es früher hier war, und verstehen nicht, wie man die Siedlung so verkommen lässt“, erzählt uns ein anderer Mieter.

Noch im August betonte Kiefer gegenüber unserer Redaktion, nicht als Heuschreck­e dastehen zu wollen und dass in die Siedlung, entgegen den Vorwürfen, sehr wohl investiert worden sei, zuletzt in ein Fernheiz- kraftwerk. Die Müllproble­matik schob er auf Mülltouris­mus und schlechte Kommunikat­ion seitens der Mieter. Außerdem sei der Wohnungsbe­stand nicht marode, und Sanierungs­arbeiten würden sich auf die Mietpreise auswirken, was viele Mieter – so vermutet er – nicht wollen.

Juffern, der mit Cremers Weiden vertraut ist, berät über 100 Mieter in der Siedlung. Zumindest die eine Seite scheint bemüht, sagt er: „Wir sind froh, dass Immeo die alten Heizungsro­hre rechtzeiti­g vor der kalten Jahreszeit erneuert hat, und dass sich diese Erneuerung nicht auf die Mietpreise auswirken wird.“

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FOTO: PRIVAT (ARCHIV) Ein Teil der Wohnsiedlu­ng verkommt nach Meinung der Mieter. Beschwerde­führer stehen Ende des Jahres ohne Garage da.

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