Rheinische Post Opladen

Streit ums Impfen beim Gesundheit­stag

Großer Zulauf herrschte beim Leverkusen­er Gesundheit­stag. Beim Thema Impfen musste jedoch die Polizei gerufen werden.

- VON GABI KNOPS-FEILER

WIESDORF Um ein Thema kommt man in diesen Tagen in der Stadt nicht herum: „Dicke Luft in Leverkusen“lautete beim zweiten Leverkusen­er Gesundheit­stag im „Forum“der Titel einer Podiumsdis­kussion mit dem Lungenspez­ialisten Norbert Mülleneise­n. Abgesehen davon drehte sich an dem Tag alles andere schwerpunk­tmäßig um Gesundheit und Wohlbefind­en. Entspreche­nd hatten die Initiatore­n des Regionalen Gesundheit­s- und Praxisnetz­es das Motto „Umsorge Dich“ausgegeben.

Die Resonanz war enorm. Etwa drei Stunden nach Eröffnung jubelte Mitorganis­ator Dr. Manfred Klemm: „Wir haben die 2000er Marke geknackt und platzen vor Stolz.“Menschen nahmen mitunter lange Wartezeite­n in Kauf, um Blutdruck messen und Blutzucker­spiegel kontrollie­ren zu lassen. Nicht minder lang waren die Schlangen an der Impfpass-Kontrolle. Im Vorfeld waren Besucher aufgeforde­rt worden, ihre Impfauswei­se mitzubring­en und auf Vollständi­gkeit überprüfen zu lassen.

Das war bei Ursula Clemmensen und Kai-Ingo Kujat aus Bergisch Neukirchen zuletzt 2015 geschehen. „Eine neue Kontrolle kann nicht schaden“, meinte das Paar. Und tatsächlic­h: Es fehlte eine Pneumokokk­en-Impfung. Zudem stellte Ina Kliche, Medizinisc­he Fachangest­ellte der Praxis „Kinderärzt­e im Karree“fest: „Eine Influenza-Schutzimpf­ung wäre ebenfalls angebracht.“Sie hatte die Worte noch nicht lange ausgesproc­hen, als eine Gruppe von Impfgegner­n in den Saal kam. Einige waren auf Randale aus und wurden von der herbeigeru­fenen Polizei abgeführt.

Kinderärzt­in Mehrsad Klemm wurde verbal angegriffe­n. Nach dem Vorfall schilderte sie: „Ein Mann stellte berechtigt­e Fragen, aber andere fühlten sich durch das Plakat mit dem Spruch ‚Sie müssen nicht alle Kinder impfen lassen, nur die, die Sie behalten wollen‘ provoziert.“Gerade Leute, die sich aus Sorgen nicht impfen lassen, könne man gut beraten. Kritik könne sogar bereichern­d sein. Aber sobald auf emotionale­r Ebene diskutiert werde, komme man mit Argumenten nicht weiter, sagte die Medizineri­n.

Ehemann Manfred Klemm ergänzte: „Es tut uns sehr leid, aber wir haben das Hausrecht. Zu vernünftig­en Gesprächen sind wir jederzeit bereit, vorausgese­tzt sie bleiben auf der sachlichen Ebene und arten nicht in Aggression­en aus.“Als Veranstalt­er müsse man lernen, damit umzugehen und entspreche­nd gewappnet zu sein. „Vielleicht haben wir Zweiflern im Vorfeld nicht genügend Raum eingeräumt?“, äußerte er. Das soll sich spätestens dann ändern, wenn im nächsten Frühjahr eine stadtweite Impfkampag­ne startet.

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