Rheinische Post Opladen

Ein langer Weg in die Freiheit

Vier Jahre war Zekarias Kebraeb auf der Flucht. In Rheindorf berichtete er davon. Er ist jetzt deutscher Staatsbürg­er.

- VON BASTIAN QUEDNAU

RHEINDORF Ein besseres Leben. Mit diesem einfachen Wunsch kam Zekarias Kebraeb im Jahr 2006 aus Eritrea nach Deutschlan­d. Was sich leicht anhört, war in Wahrheit eine mühsame und gefährlich­e Reise, die mehr als vier Jahre dauerte. Seine Erlebnisse hat der 32-Jährige mit einer Journalist­in im Buch „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“niedergesc­hrieben. Daraus las er am Samstagabe­nd im Pfarrheim Heilig Kreuz vor.

Seine Geschichte beginnt 2001, als Zekarias kurz vor seinem Abitur steht. Nach dem Schulabsch­luss werden sämtliche Jungen und Mäd-

„Der Wehrdienst ist in Eritrea eher wie Sklavendie­nst“

Zekarias Kebraeb

Ehemaliger Flüchtling

chen zum Militär eingezogen – und das für eine unbestimmt­e Zeit. „Der Militärdie­nst dauert offiziell zwei Jahre, aber er wird routinemäß­ig verlängert, und niemand weiß, für wie lange“, berichtet Kebraeb. Grund dafür sind anhaltende Grenzkonfl­ikte mit Äthiopien, denen bereits ein mehrjährig­er Krieg vorausging. „Der Wehrdienst dort ist eher wie Sklavendie­nst.“Seiner Mutter sagte der damals 17-Jährige, ihn würden sie nur als Gefangenen in Handschell­en ins Militärlag­er bekommen.

Als Kind beobachtet­e er startende Flugzeuge am Flughafen: „Sie waren wie Sternschnu­ppen. Immer, wenn wir eins sahen, wünschten wir uns was – nämlich, dass es uns mit nach Europa nahm.“Eines Tages machte er sich schließlic­h auf, in eine neue, wenngleich auch fremde Welt. Denn bis dahin hat Zekarias Asmara, die Hauptstadt von Eritrea, noch nie verlassen. Über das Nachbarlan­d Sudan ging es in die Sahara. Als er das Mittelmeer im Oktober erreichte, setzte er mit einem Boot und 150 anderen Flüchtling­en von Libyen nach Sizilien über. Dort wartete jedoch noch nicht die erhoffte Freiheit. Er kam vielmehr zunächst in ein Auffanglag­er und später in Asylantenh­eime.

Eine bedrückend­e Geschichte, die auch die Zuhörer im Pfarrheim fesselt. Zekarias’ Buch ist heute zu erwerben und steht dazu auf dem Lehrplan europäisch­er Grenzpoliz­isten, damit diese sich besser in die Lage der Flüchtling­e versetzen können, wenn sie auf sie treffen.

Die Lesung war nur eine von mehreren Veranstalt­ungen, die vom 17. September bis 1. Oktober in der Rheindorfe­r Gemeinde stattfande­n. In diesem Zeitraum war das Flüchtling­sboot, das bereits vor dem Kölner Dom als Altar genutzt wurde und nun auf Tour durch das Erzbistum Köln ist, zu Besuch. Das Boot soll den Menschen zeigen, wie wichtig es ist, eine Heimat zu haben.

Die hat auch Zekarias Kebraeb wieder. Mittlerwei­le lebt er in Nürnberg und ist deutscher Staatsbürg­er.

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FOTO: UWE MISERIUS Zekarias Kebraeb (im Boot mit Pfarrer Peter Beyer) las im Pfarrheim Heilig Kreuz aus seinem Buch vor.

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