Rheinische Post Opladen

Für Bailey zählt jetzt nur die Werkself

Mit seiner Dribbel- und Abschlusss­tärke gehört der Jamaikaner zu den derzeit gefährlich­sten Angreifern von Bayer 04. Durch seine Leistungen setzt der 20-Jährige auch etablierte Kräfte wie Julian Brandt und Karim Bellarabi unter Druck.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Leon Bailey wirkte zunächst, als müsse er erst überlegen, was nun zu tun sei. Etwas verdutzt blickte der 20-Jährige seinem Schuss hinterher. Als er jedoch sah, wie der abgefälsch­te Ball endgültig im Netz der Schalker einschlug, machte sich der Angreifer auf zur Eckfahne, um dort auf den Knien rutschend seinen ersten Bundesliga-Treffer für die Werkself zu bejubeln. „Es war ein spezieller Moment für mich“, sagte ein glücklich wirkender Bailey nach dem 1:1 der Werkself beim FC Schalke. Sein Tor zum Ausgleich, das Bayer 04 den ersten Auswärtszä­hler der Saison bescherte, sei sehr wichtig für das Team gewesen. „Von der Bank kommend zu treffen, ist immer ein besonderes Gefühl. Ich hoffe, ich kann daran anknüpfen.“

Anfang des Jahres war Bailey vom belgischen Erstligist­en KRC Genk unters Bayer-Kreuz gewechselt. In seiner ersten Saison kam der 12Millione­n-Euro-Zugang in 13 Partien meist nur zu Kurzeinsät­zen, konnte sein Potenzial aber zumindest andeuten. Unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich bekommt der dribbelsta­rke Flügelangr­eifer inzwischen verlängert­e Einsatzzei­ten – und überzeugt dabei bislang fast immer. Dass er nach dem Tor zum Pokal-Auftakt in Karlsruhe jetzt auch erstmals in der Liga erfolgreic­h war, ist ein Beweis für sein gesteigert­es Selbstvert­rauen.

Zwar pendelt Bailey derzeit noch zwischen Startforma­tion und Ersatzbank, doch auch in seiner Rolle als Joker hat er bereits seine Qualitäten unter Beweis stellen können. „Mir macht das nichts“, sagte Bailey und versuchte diplomatis­ch zu sein. Natürlich würde er gerne von Beginn an spielen, aber der Trainer entscheide nun einmal. Er wolle einfach weiter jeden Tag hart an sich arbeiten. „Der Trainer hat das Sagen. Du musst ihm zuhören und tun, was er von dir verlangt. Und wenn er dir die Chance gibt, musst du sie nutzen. Ob ich starte oder nicht – ich werde immer 100 Prozent geben.“Worte, die nicht nur Herrlich sondern auch die Fans der Werkself sicher gerne hören werden.

Doch bevor Bailey sich weiter in die Herzen der Bayer-Anhänger dribbeln und schießen kann, steht zunächst die Länderspie­lpause an. Obwohl der jamaikanis­che FußballVer­band auch für diese Periode wieder bei Bailey wegen eines möglichen Länderspie­ldebüts angefragt hat, hat das Talent sich dazu entschiede­n, zunächst in Leverkusen zu bleiben. „Für mich geht es aktuell darum, sich auf mich und Bayer 04 zu fokussiere­n“. Natürlich liebe er sein Heimatland, doch seine eigene Karriere besitze aktuell Priorität. Auch, wenn er nicht ausschließ­en könne, irgendwann einmal für den Karibiksta­at zu spielen.

In seiner derzeitige­n Verfassung ist Bailey auf Sicht natürlich auch ein Kandidat für die Startforma­tion. Julian Brandt und Karim Bellarabi – in den vergangene­n Jahren auf den offensiven Außenposit­ionen der Werkself zumeist gesetzt – werden Mühe haben, ihren Vorsprung auf den Jamaikaner zu wahren. TV-Experte Matthias Sammer, mit dem Bayer-Coach Herrlich 1997 die Champions League gewann, kritisiert­e unlängst die Körperspra­che der beiden Leverkusen­er. „Da feh- len die letzten fünf Prozent, das macht mich rasend. Talent alleine genügt nicht“, sagte der 50-Jährige. Auch Youngster Kai Havertz müsse mehr zeigen. Sammer: „Wenn du internatio­nal spielen willst, dann gehört mehr dazu.“

Ein Platz in der Startforma­tion wird zumindest in den nächsten Spielen wieder frei: Mittelfeld­spieler Charles Aránguiz hat sich beim 1:1 gegen Schalke einen Muskelfase­rriss zugezogen und fehlt der Werkself mindestens zwei Wochen.

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FOTO: IMAGO Leon Bailey (2.v.l.) läuft nach dem 1:1 zum Torjubel in Richtung Bayer-Fans. Seine Teamkolleg­en Lucas Alario (l.), Wendell (2.v.r.) und Julian Brandt (r.) folgen.

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