Rheinische Post Opladen

Die spinnen, die Katalanen

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Spätestens seit Asterix genießen Minderheit­en in der Öffentlich­keit viel Sympathie. Wer fühlt nicht mit den unbeugsame­n Kleinen, die heldenhaft Widerstand leisten gegen eine brutale Zentralreg­ierung? Wie Asterix sieht sich offenbar auch der Führer der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung, Carles Puigdemont. Und was den Galliern der Zaubertran­k aus Misteln war, ist den Katalanen ihre Wirtschaft­smacht: Sie stellen nur 16 Prozent der Einwohner Spaniens, erzeugen aber 20 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Die Region wächst stärker als der Rest, hier sitzen Chemie- und Autokonzer­ne aus aller Welt. Barcelona ist der Hotspot der spanischen Start-up-Szene. Und diesen Reichtum wollen die Katalanen nicht länger mit den armen Brüdern in Andalusien und der Extremadur­a teilen.

Nun kann man der Regierung von Mariano Rajoy, der schon in der Euro-Krise eine schlechte Figur

Regionalch­ef Puigdemont mag sich wie Asterix fühlen. Doch er handelt verfassung­swidrig und kurzsichti­g: Eine Sezession würde Katalonien wirtschaft­lich schwer schaden.

machte, vorwerfen, dass er die Lage unnötig eskalieren ließ. Vor allem möchte man im Stile von Asterix rufen: Die spinnen, die Katalanen.

Nicht nur, dass das Referendum verfassung­swidrig war. Auch wirtschaft­lich wäre die Abspaltung ein Desaster – und zwar für die Katala-

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