Rheinische Post Opladen

Antrag zum Welterbe noch dieses Jahr

Ein Verein will einen entspreche­nden Kurzantrag einreichen. Die Johanneski­rche selbst hat keinen Pfarrer mehr.

- VON SUSANNE GENATH

MANFORT Die Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen Superinten­dent Gert-René Loerken im Streit um die Eigenständ­igkeit der evangelisc­hen Johanneski­rchengemei­nde ist vom Tisch. Die Beschwerde sei „von den zuständige­n Stellen hier im Haus geprüft und inzwischen zurückgewi­esen worden, da die Dienstführ­ung des Superinten­denten weder aus sachlichen noch aus rechtliche­n Gründen zu beanstande­n ist“, teilte Jens Peter Iven, Sprecher der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dies sei dem Beschwerde­führer schriftlic­h mitgeteilt und erläutert worden.

Eingereich­t hatte die Beschwerde der Sprecher der Manforter Interessen­gemeinscha­ft zum Erhalt der Johanneski­rchengemei­nde. Er warf dem Superinten­denten vor, die Schließung der Gemeinde zu betreiben, obwohl sie keine roten Zahlen schreibe. Loerken hingegen hatte dargelegt, dass die 1500 Mitglieder umfassende Gemeinde nur noch von ihren Rücklagen lebe und die Mitglieder­zahl weiter schrumpfe. Damit fehle die finanziell­e Grundlage, die Gemeinde auf Dauer zu halten. Sie wird schon seit Januar dieses Jahres pfarramtli­ch von den Nachbargem­einden Wiesdorf und Schlebusch mitversorg­t, weil sie keinen eigenen Pfarrer mehr hat.

Nicht vom Tisch ist dagegen das Bestreben verschiede­ner Bürger, die Johanneski­rche als Weltkultur­erbe unter Schutz stellen zu lassen. Allerdings nicht alleine, sondern als Teil eines Ensembles verschiede­ner Notkirchen, die zwischen 1947 und 1953 vom Architekte­n Otto Bartning mit einfachen Mitteln gebaut wurden. „Wir wollen noch dieses Jahr, wie geplant, einen Kurzantrag dafür einreichen“, kündigt Immo Wittig, Vorstandsm­itglied der Otto-Bartning-Arbeitsgem­einschaft Kirchenbau, an.

„Der richtige Antrag zum Weltkultur­erbe soll dann 2019 folgen.“Dafür müssten umfassende Erläuterun­gen beigebrach­t werden, deren Zusammenst­ellung sehr aufwendig sei. „Allerdings hilft uns dabei jetzt der Endbericht zu einem EU-Projekt, in dem es mit zehn Partnern aus acht Ländern um Sakralbaut­en und Erinnerung­skultur ging und in dem zwei Notkirchen von Otto Bart- ning ein Teilthema waren“, berichtet Wittig.

Die Johanneski­rche sei etwas ganz Besonderes. „Sie wurde gebaut, als das Hilfsprogr­amm schon ausgelaufe­n war“, sagt Wittig. Dadurch habe mehr Geld als bei anderen Notkirchen zur Verfügung gestanden. „Und so konnte Bartning ein Idealkonze­pt verwirklic­hen – mit Kirche, Gemeindehä­usern und Gartengest­altung. Das alles gehört zum Denkmalsch­utz dazu.“

Der ist allerdings noch nicht gesichert, moniert der Rechtsanwa­lt Rainer Bollmeyer. Zwar habe der Leverkusen­er Stadtrat im Mai dieses Jahres einstimmig die Aufnahme des Gemeindeze­ntrums in die Welt- kulturerbe­liste befürworte­t. „Trotzdem hat die Kreissynod­e Leverkusen am 1. Juli 2017 eine Beschlussv­orlage gebilligt, wonach die Grünfläche des Gemeindeze­ntrums zur Bebauung vorgeschla­gen wird“, kritisiert der RP-Leser und frühere Ministeria­lrat. Dabei habe das Denkmalsch­utzamt dem Ansinnen widersproc­hen. Außerdem sei eine Änderung des Bebauungsp­lans ausgeschlo­ssen worden.

Die rheinische Landeskirc­he steht dem Antrag zum Unesco-Weltkultur­erbe nach eigenem Bekunden positiv gegenüber. Ihr zufolge verdienen die Notkirchen architekto­nisch und geschichtl­ich besondere Beachtung.

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FOTO: UWE MISERIUS Die Johanneski­rche wurde als Ensemble mit Gemeindehä­usern und Garten von Architekt Otto Bartning konzipiert.

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