Autorin recherchiert acht Jahre für Sachbuch über Vergewaltigungen
WIESDORF Mithu Sanyal ist Autorin, Journalistin und Feministin. Nachdem sie mit ihrem ersten Buch große Erfolge verzeichnete, erschien vor kurzem ihr zweiter Titel. Dort beschäftigt sie sich ganz sachlich mit einem sehr schwierigen Thema: Vergewaltigung. Jetzt las die 46-Jährige aus ihrem Werk in der Stadtbibliothek am Friedrich-Ebert-Platz für das Frauenbüro vor.
Bereits im Jahre 2009 begann die Düsseldorferin mit der Recherche für das Sachbuch, das sich mit allen Aspekten dieses Verbrechens auseinandersetzt. Erst im vergangenen Jahr konnte es dann endlich erscheinen. Nicht etwa das Schreiben hatte sich derart in die Länge gezogen, vielmehr habe kein Verlag das Buch veröffentlichen wollen, erzählte sie. Auch dem Verlag, über den ihr erstes Werk „Vulva“erschien, sei das Thema zu ernst gewesen und er befürchtete, das Buch könne ein Ladenhüter werden.
Die vielleicht wichtigste Aussage des Buchs: Opfer können und dürfen nach der schrecklichen Tat gesunden. „Sie müssen nicht ihr Leben lang beweisen, wie schlimm es war“, betonte Sanyal. Die Gesellschaft nehme es Frauen manchmal krumm, wenn es ihnen einige Zeit nach dem Erlittenen wieder besser gehe.
Die Lesung ist Teil eines derzeitigen Benefiz- und Spendenprogramms der Frauenberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Zum großen Teil finanziert sie sich zwar durch Gelder von Stadt, Land und Bund, ein gewisser Anteil muss jedoch jährlich durch Spenden einge- nommen werden. Und das sind immerhin rund 15.000 Euro und damit 15 Prozent des Gesamtetats.
Die Bethe-Stiftung, die Projekte dieser Art unterstützt, hat sich daher angeboten, bei Einnahme von 5000 Euro den Betrag zu verdoppeln. Zeit ist von Oktober bis Ende Dezember.
„Im vergangenen Jahr hatten wir über 500 Beratungskontakte“, erzählt Andrea Frewer. Die 52-Jährige leitet die Beratungsstelle. 80 Frauen hätten insgesamt nach Hilfe gesucht. Die Gründe, weshalb sich die Frauen jeden Alters an die Stelle wendeten, seien dabei immer völlig unterschiedlich. Wichtig sei, dass die Hemmschwelle der Frauen, sich bei der Beratungsstelle zu melden, gering sei, sagt Frewer.
Nun könnte man glauben, die Mitarbeiterinnen raten den Anruferinnen immer dazu, sich an die Polizei zu wenden. Dem ist jedoch nicht so. Das solle jede Frau für sich selbst entscheiden. „Wir beraten und berichten, was bei einer Anzeige auf sie zukommen könnte. Dann entscheiden sie selbst“, erklärt Frewer. Schließlich könne sich ein Verfahren über mehrere Jahre hinziehen. Ein Abschließen mit dem Erlebten sei in dieser Zeit unmöglich.