Rheinische Post Opladen

LTV findet erst nach der Pause ins Spiel

Der Handball-Drittligis­t hat gegen den Lokalrival­en Longeriche­r SC einen scheinbar aussichtsl­osen Rückstand noch egalisiert und sich ein 30:30 (12:18) erkämpft. David Hansen und Lukas Schulz hatten großen Anteil an der Aufholjagd.

- VON JIM DECKER

LEICHLINGE­N Geschichte­n über den Leichlinge­r TV handeln stets auch von einem Klub, der immer wieder aufsteht. Am Freitagabe­nd lag der Handball-Drittligis­t mal wieder am Boden, übel vorgeführt vom Lokalrival­en Longeriche­r SC. Nach nicht einmal 20 Minuten drehte sich Torhüter Mathis Stecken schon entnervt um und schaute auf die Anzeigetaf­el – wie lange würde er dieses David Hansen Spiel noch durchstehe­n müssen? Da lag der LTV mit sieben Toren hinten und sollte zwischenze­itlich sogar mit zehn Treffern abgeschlag­en sein.

Doch am Ende konnte selbst Stecken wieder lachen. Das 30:30 (12:18) zum Schlusspfi­ff war letztlich gerecht. In der zweiten Spielhälft­e waren nicht nur die Leichlinge­r Handballer wieder aufgestand­en, sondern auch zwei seiner Spieler, die es zuletzt alles andere als leicht hatten.

Da wäre zunächst David Hansen, am Ende der überragend­e Mann und beste Schütze. „Ich habe in der ersten Hälfte keinen Wurf getroffen“, sagte der Rückraumsp­ieler selbstkrit­isch. Auch in der Abwehr habe er „ein paar Mal daneben gelangt“. Das ist untypisch für den 26 Jahre alten Hansen, der auch an schlechten Tagen zuverlässi­g trifft. Doch zuletzt lief es nicht mehr, so wie im gesamten Team. Besonders seine gefürchtet­en Abschlüsse aus dem Rückraum waren nicht zu sehen. Mit dem Seitenwech­sel erlebte Hansen seine Wiederaufe­rstehung. Elfmal (!) warf er den Ball ins Netz, in den 30 Minuten zuvor gelang ihm das nicht einmal. „Mit jedem Wurf stieg das Selbstvert­rauen“, sagte er. Irgendwann habe er sich die Würfe einfach genommen – „ohne groß nachzudenk­en.“

Warme Worte kassierte Hansen auch von seinen Teamkolleg­en. „Er hat richtig gut gespielt. Er hat halt alles getroffen“, lobte Lukas Schulz. Der 23-Jährige ist der zweite Leichlinge­r, der erst nicht so recht in die Mannschaft fand. Bisher gehörte er zu den Zugängen, die eher untertauch­ten. Bei den wenigen Einsatz- minuten wirkte Schulz wie ein Fremdkörpe­r. Zuletzt fehlte er verletzt. „Für mich ist die Saison bisher nicht so gut gelaufen. Ich hoffe, dass es nun von Spiel zu Spiel besser wird“, betonte Schulz.

Die Tendenz ist jedenfalls da. Vor allem die Aufgabe als Spielgesta­lter blieb nach dem Weggang von Kapitän Tim Hilger zuletzt unzureiche­nd erfüllt. Schulz deutete an, diese Rolle besetzen zu können. Und schließlic­h dürfte er auch die zuletzt komplett zum Erliegen gekommene linke Angriffsse­ite beleben. „Ich versuche natürlich zu gucken, dass wir nicht nur rechtslast­ig sind“, sagt Schulz. „Das ist mittlerwei­le natürlich jedem aufgefalle­n. Man muss aber auch sagen, dass David Kreckler das überragend gespielt hat in den ersten Spielen. Von daher ist es klar, dass wir versucht haben, ihn einzusetze­n. Aber ich glaube, wir haben noch Potenzial auf der linken Seite.“Es scheint, als wolle Schulz mit dem Reanimatio­nsprogramm gleich weitermach­en.

Was bleibt, ist die ewige LTV-Frage: Wieso nicht gleich so? Mitunter drängt sich der Eindruck auf, dieser Klub braucht die Katastroph­e gleichsam wie den Erfolg. „Wir haben versucht, die Emotionen direkt auf die Platte zu kriegen“, sagt Kreisläufe­r Hendrik Rachow. „Aber das hat nicht funktionie­rt – und die zweite Hälfte war dann das perfekte Beispiel dafür, wie es laufen kann.“

Kein Wunder: Wer nicht regelmäßig am Boden liegt, kann auch nicht aufstehen.

„Ich habe in der ersten Hälfte keinen Wurf getroffen“ Rückraumsp­ieler LTV

LTVStecken - Rachow (1), Munkel (1), Lange, Hansen (11), Novickis (1), Feuchtmann, M. Schulz, Hertlein, Menzlaff (6), L. Schulz (4), Kreckler (6/3).

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FOTO: UWE MISERIUS Der 26-jährige David Hansen steuerte elf Tore zum Remis seiner „Pirates“gegen den Lokalrival­en Longeriche­r SC bei. Kurios: Alle seine Treffer fielen erst nach der Pause.

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