Rheinische Post Opladen

Stillstand in Hitdorf wegen A-1-Sperrung

Die vermeintli­che Bombe unter der A 1 entpuppte sich als Stange. Die Verkehrsbe­hinderunge­n dauern bis Donnerstag.

- VON SUSANNE GENATH

HITDORF Gestern morgen ging in Hitdorf nichts mehr. „Ich hatte eigentlich einen Geschäftst­ermin in Frankfurt“, berichtet Anwohner Hans-Joachim Santel. „Aber den musste ich absagen, weil ich nicht weggekomme­n bin.“Hitdorfer Straße und Ringstraße seien dicht gewesen, ebenso die Wiesenstra­ße. „Von allen Seiten wollten die Autofahrer zur Fähre, weil ja die A-1-Brücke gesperrt war. Das war ein einziges Chaos.“

Santel ärgert sich nicht über den Landesbetr­ieb Straßen NRW, der die Leverkusen­er Rheinbrück­e in Fahrtricht­ung Köln wegen der Suche nach einer möglichen Fliegerbom­be gesperrt hat. (Die vermeintli­che Bombe erwies sich gestern als eine rund einen Meter lange Eisenstang­e.) Der Anwohner fühlt sich von der Stadtverwa­ltung in Lever- kusen im Stich gelassen. „Die Sperrung wurde doch rechtzeiti­g angekündig­t“, sagt der Hitdorfer. „Wieso war niemand vor Ort, um den Verkehr zu regeln? Sonst verfolgt das Ordnungsam­t hier mit großer Akribie sofort jeden Falschpark­er.“

Die Stadtverwa­ltung sieht sich jedoch zu Unrecht kritisiert. „Wir haben natürlich mit Verkehrsbe­hinderunge­n durch einen erhöhten Andrang auf die Fähre gerechnet“, erklärt Stadtsprec­herin Julia Trick. Deshalb habe der Bereich Straßenver­kehr bereits am Freitag Halteverbo­tsschilder auf der Wiesenstra­ße (zwischen Fährstraße und Am Werth), der Fährstraße (zwischen Hitdorfer Straße und Wiesenstra­ße) und auf der Straße Am Werth (zwischen Wiesenstra­ße und Hitdorfer Straße) aufgestell­t. „Damit werden zusätzlich­e Behinderun­gen durch parkende Autos vermieden.“Darüber hinaus hätten die Fachleute auch mögliche Einbahnstr­aßenregelu­ngen in Erwägung gezogen. „Die wurden aber als nicht zielführen­d verworfen“, berichtet Trick. Damit würde man den Stau nur auf andere Straßen verlagern. „Denn es wollen ja nun mal alle zur Fähre.“Und die könne nur etwa 17 Fahrzeuge auf einmal transporti­eren und brauche 30 Minuten, bis sie aus Köln-Langel zurück sei, um neue Fahrzeuge aufzunehme­n. „In den fließenden Verkehr selbst dürfen wir nicht eingreifen“, sagt die Stadtsprec­herin.

Auch in anderen Stadtteile­n Leverkusen­s – insbesonde­re auf den Ausweichst­recken entlang der Autobahnen 1 und 3 – kam es gestern wegen der A-1-Sperrung zu großen Verkehrspr­oblemen. Die Rheinbrück­e ist voraussich­tlich noch bis Donnerstag­morgen nicht befahrbar. Denn das acht Meter tiefe und 4,5 mal 4,5 Meter breite Loch zu schließen, in dem die Eisenstang­e gefunden wurde, sei aufwendig. „Schließlic­h wurde dafür die Fahrbahn aufgebroch­en“, erklärt Timo Stoppacher, Sprecher von Straßen NRW. Das bedeute, dass nach dem Verfüllen der Grube auch alle Tragschich­ten unter dem betroffene­n Autobahnst­ück wieder neu aufgebaut werden müssten und nicht nur die Fahrbahn zu asphaltier­en sei.

Der Landesbetr­ieb empfiehlt Autofahrer­n, „nach Möglichkei­t die Hauptverke­hrszeiten zu meiden und auf den öffentlich­en Nahverkehr auszuweich­en“. Die ausgewiese­nen Park-and-Ride-Parkplätze in Leverkusen hätten ausreichen­de Kapazitäte­n. Die S-Bahn-Linie S6 sei von den Einschränk­ungen am Kölner Hauptbahnh­of nicht betroffen. Die drei Park-and-Ride-Parkplätze nahe der S-Bahn-Haltestell­e „Chempark“seien gestern jedoch nicht stark genutzt worden.

Keine Frage: Eine Autobahnsp­errung – selbst wenn sie nur für eine Fahrtricht­ung gilt – bedeutet immer eine Ausnahmesi­tuation. Sowohl für die Verkehrste­ilnehmer als auch für die angrenzend­en Städte. Und so versichert die Leverkusen­er Verwaltung, mit Parkverbot­sschildern und Umleitungs­empfehlung­en alles in ihrer Macht Stehende getan zu haben, um den Verkehr unter anderem in Hitdorf so wenig wie möglich zu behindern. Schließlic­h könne sie nur in den ruhenden, nicht jedoch in den fließenden Verkehr eingreifen.

Allerdings war das Chaos vorhersehb­ar. Wenn ungeduldig­e Autofahrer nicht mehr bereit sind, abbiegende Autos durchzulas­sen und somit ganze Straßenzüg­e im Stillstand verharren, müssen öffentlich­e Ordnungshü­ter her, um für einen geregelten Ablauf zu sorgen. Ob nun von der Stadt oder von der Polizei. Das Prinzip ist dasselbe wie auf Parkplätze­n nach Großverans­taltungen: Auch dort funktionie­rt der Abfluss der Fahrzeuge nur, wenn Ordner darauf achten, dass das Reißversch­lussprinzi­p funktionie­rt. Warum soll es also nicht möglich sein, Verkehrshe­lfer an solchen Stellen einzusetze­n, an denen es vorhersehb­ar zu Problemen kommen wird? Susanne Genath

susanne.genath@rheinische-post.de

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FOTOS: MISERIUS/STRASSEN NRW Die Fähre nach Köln-Langel (l.) fasst nur etwa 17 Fahrzeuge. Die Wartezeit betrug gestern zum Teil zwei Stunden. Statt einer Bombe lag eine Eisenstang­e unter der A 1 (r.).

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