Rheinische Post Opladen

Grippeschu­tz wird unterschät­zt

Sechs Millionen Menschen steckten sich 2016 mit dem Grippe-Virus an. Eine ähnliche Welle deutet sich dieses Jahr an.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Weil sich wenig Menschen gegen die echte Grippe impfen lassen und die Krankheit in der Gesellscha­ft stark verharmlos­t wird, schlossen sich die Ärzte in Leverkusen kurzerhand zusammen. Ergebnis ist eine kleine Plakatkamp­agne: „Gemeinsam gegen Grippe“.

Dafür ließen sich bekannte Personen aus der Stadt während ihrer Impfung ablichten. Oberbürger­meister Uwe Richrath verwehrte die kleine Spritze ebenso wenig, wie Leichtathl­et Felix Streng und Bayer 04-Geschäftsf­ührer Michael Schade. Die Aktion ist im Stadtgebie­t ein- zigartig. „Wir wollen die Leute ein wenig aufrütteln“, betonte Stefan Reuter, Direktor der Medizinisc­hen Klinik Vier. Dabei ginge es um die „echte Grippe“, auch Influenza genannt, keine Erkältungs­viren.

Der beste Termin für eine Impfung ist nun gekommen. Die Grippesais­on beginnt. Und sie läuft mindestens bis Februar. Es gebe zwar Gruppen, für die eine höhere Ansteckung­sgefahr bestehe, gleichwohl solle sich jeder, gegen die saisonal ausbrechen­de Krankheit schützen. Menschen, die oftmals mit anderen Personen in Kontakt treten, gehören zu eben jener Gruppe – Postboten zum Beispiel. Aber auch Menschen über 60 Jahre, Schwangere, Personen mit erhöhter Gefährdung in Folge eines vorangegan­genen Leidens und Bewohner von Pflegeheim­en sind besonders aufgerufen.

„Im vergangene­n Jahr verzeichne­ten wir rund 800 Impfungen“, erzählte Peter Travnik. Und der Mann von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein ergänzte zusätzlich: „Es werden wieder mehr.“

Kinder gelten als besonders starker Verbreiter der Viren. Der Impfstoff darf ab einem Alter von sechs Jahren verabreich­t werden. Die Impfung werde dabei von den Krankenkas­sen übernommen, betonte Kinderärzt­in Mehrsad Kemm.

Die Impfung sei zudem eine perfekte Gelegenhei­t, den eigenen Impfpass aus der Schublade zu kramen. Beim Gesundheit­stag im vergangene­n Jahr seien 105 Impfpässe unter die Lupe genommen worden. Nur 15 bis 20 Prozent davon seien gut gefüllt oder vollständi­g gewesen – und dass bei Menschen, die impfaffin seien. „Da kann man sich vorstellen, wie das bei allen anderen Leute aussieht“, sagte Kemm. Die Impfrate liege bei rund 30 Prozent.

Eine großangele­gte Impfaktion in öffentlich­en Gebäuden ist allerdings nicht geplant. Die Menschen sollten lieber den Hausarzt ihres Vertrauens aufsuchen. Schließlic­h gebe es auch Dinge, die eine Impfung unmöglich machten. Und da ein Hausarzt meist die Familie kenne, wisse er um die Vorgeschic­hten, ein Vorgespräc­h sei wichtig. Entgegen bisherigen Annahmen gehöre eine Allergie auf Hühnereiwe­iß allerdings keinesfall­s zu diesen Gründen, sagte Reuter.

Im vergangene­n Jahr sei die Saison sehr stark gewesen. Sechs Millionen Menschen hätten sich mit Influenza angesteckt. 3,4 Millionen hatten sich arbeitsunf­ähig gemeldet und 30.000 hatten gar in die Klinik eingewiese­n werden müssen. Eine ähnliche Welle deute sich auch dieses Jahr an, sagte Reuter.

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