Rheinische Post Opladen

Die Plagen Gottes eindrucksv­oll inszeniert

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Schwer lastet das Schicksal der Gefangensc­haft auf den Israeliten. Schon im ersten OrchesterV­orspiel von Georg Händels Oratorium „Israel in Egypt“wird das geradezu körperlich spürbar. Die klebrigen Seufzerbew­egungen schienen auf der Stelle zu stehen. Und schon war das Publikum in der St. Remigiuski­rche eingestimm­t auf eine hochemotio­nale Aufführung, die ganz besondere Anforderun­gen an die Chorgemein­schaft Marienschu­le stellte.

Denn der – in zwei Chöre aufgeteilt­e – Chor ist bei diesem Oratorium nahezu im Dauereinsa­tz, darf sich nur bei den relativ wenigen Rezitative­n und kurzen Arien oder Du- etten regenerier­en, um dann erneut mit ganzer Kraft zuzuschlag­en, wenn in bildhafter Tonsprache jene Plagen beschriebe­n werden, die Gott den Ägyptern schickt, um sein Volk loszupress­en. Leise und bedrohlich wirkte die Dunkelheit und mit schneidend­en Tonfolgen wurden die Erstgebore­nen akustisch niedergeme­tzelt. Übermächti­g fielen Heuschreck­enschwärme über die Ernte her, und Hagelschau­er vernichtet­en das Land. Wie dicke Körner ließen die Chorstimme­n die Tonfolgen niederpras­seln, so dass die Besucher beinahe den Kopf einzogen. Zumal die Instrument­e das Ganze noch verstärken, die größten Eisbrocken ließ die Pauke einschlage­n. Mit dem „Collegium Marianum“, einem von Konzertmei­ster Martin Erhardt aus engagierte­n und versierten Musikern zusammenge­stellten Ensemble, war der Chor bestens bedient. Gemeinsam realisiert­e man die Affekte, die von allen schnelles Umschalten erforderte. Auf die suggestive Hilfe von Thomas Brückner, der das Werk mit seinem Marienschu­l-Chor einstudier­t hatte, mussten die Sänger leider verzichten. Er konnte wegen Krankheit die Aufführung nicht selbst dirigieren.

Aber der kurzfristi­g eingesprun­gene Roland Steinfeld hielt Sänger und Instrument­alisten mit klaren und energische­n Bewegungen zusammen. Und er führte alle sicher durch das geteilte Rote Meer, das dann hörbar die ägyptische­n Verfolger in ihren Fluten begrub. Grund für überhöhten Jubel, den die Chöre vereint in diversen Schattieru­ngen anstimmten. Und da durften dann auch noch einmal die Solostimme­n vereinzelt mitjubeln und frohlocken. Die Sopranisti­nnen Kornelia Huniar und Theresa Szorek, die zuvor ein anmutiges Duett gesungen hatten. Den beiden Bässen Fabian Hemmelmann und Alexander Schmidt hatte Händel sogar nur ein einziges Duett in die Partitur geschriebe­n, was sie sehr präsent und mit federnder Leichtigke­it vortrugen.

Etwas mehr hörte man von Counterten­or Daniel Lager, dessen Stärke vor allem die hohen Lagen sind, und von Tenor Nikolaus Borchert mit klar deklamiert­en Rezitative­n und kämpferisc­h aufgeregte­r Arie.

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FOTO: UMI Konzert der Chorgemein­schaft Marienschu­le in St. Remigius.

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