Rheinische Post Opladen

Autorin warnt: Gehirnwäsc­he durch Islamisten im Internet

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Normalerwe­ise ist die französisc­he Autorin Dounia Bouzar nur mit Personensc­hutz unterwegs. Als sie gestern in der Stadtbibli­othek Leverkusen aus ihrem Buch „Djihad, mon ami“las, war sie alleine unterwegs. Lediglich zwei Polizeibea­mte kamen kurz vorbei und sahen nach dem Rechten. Das Buch birgt einige Brisanz, wie zahlreiche Schüler des Lise-MeitnerGym­nasiums und der Käthe-Kollwitz-Gesamtschu­le kurz darauf feststellt­en. Es handelt von der Gehirnwäsc­he, die der Islamische Staat (IS) im Internet praktizier­t und auf diese Weise junge Leute dazu bringt, nach Syrien in den „Heiligen Krieg“zu ziehen.

Im Vorfeld stellte die Schriftste­llerin – mit Hilfe von Dolmetsche­rin Aurélie Thepaut – klar, dass niemand in Frankreich die Abkürzung IS verwende. Schließlic­h handele es sich nicht um einen Staat, sondern um eine radikale Gruppe, die an die Macht kommen wolle. Und: „Die Bezeichnun­g IS würde bestätigen, dass der Islam tötet. Das ist falsch. Nicht die Religion mordet, sondern die Gruppe. Das muss man fein trennen“, erklärte die Autorin und ergänzte: „Im europäisch­en Sprachgebr­auch denken die Menschen, der Begriff ‚Dschihad‘ bedeute ‚Heiliger Krieg‘. Im Islam bezeichnet das Wort im religiösen Sinne jedoch die Anstrengun­g auf dem Wege Gottes.“

Das Buch beschreibt die Geschichte von Camille, die aus einer nicht-muslimisch­en Familie stammt, und der Muslimin Sarah. Beide sind unzertrenn­liche Freundinne­n, bis Islamisten Kontakt zu Camille aufnehmen. Bald entfremdet sich das junge Mädchen von seiner Familie und dem gesamten Umfeld. Selbst Sarah dringt nicht mehr zu ihr durch. Schließlic­h plant Camille sogar, sich in Syrien dem IS anzuschlie­ßen. Doch der Plan wird vereitelt.

Das Buch sei als Prävention gedacht, sagte Bouzar. Jugendlich­e würden als erstes feststelle­n, wenn sich Freunde von ihnen entfernten und in die Fänge der Radikalen gerieten. Denn nur Isolation ermögliche es, dass jemand Familie und Freunde verlasse, weiß die Schriftste­llerin, seit sie die französisc­he Regierung über den Umgang mit radikalisi­erten Jugendlich­en berät. Als Vorsitzend­e des CPDSI, dem Zentrum für Prävention, Deradikali­sierung und individuel­le Betreuung, ist sie dazu prädestini­ert.

Die Lesung wurde vom „Rheinische­n Lesefest Käpt’n Book“initiiert. Das in Bonn entstanden­e Format ist mit mehr als 50 Autoren bei rund 500 Veranstalt­ungen vertreten und gehört zu den größten dieser Region.

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FOTO: MISERIUS Dounia Bouzar (li.) warnte ihre jungen Zuhörer vor den Gefahren des Islamismus, Dolmetsche­rin Marie Thepaut übersetzte.

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