Rheinische Post Opladen

A1: Forscher warnt vor Gesetzeslü­cke bei Deponie

Offenbar fehlen Vorschrift­en, wie die Altlast Dhünnaue zu schließen ist.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Irgendwann in den kommenden zwei Monaten werden es die Planer des Landesbetr­iebs Straßen.NRW noch schriftlic­h bekommen: Mit ihrem Urteil zur A1Rheinbrü­cke haben die Leipziger Bundesverw­altungsric­hter der Behörde freie Hand beim Bau der neuen, achtspurig­en Querung gewährt – und damit auch beim Öffnen der Deponie Dhünnaue, natürlich immer im Rahmen der gesetzlich­en Vorgaben.

Doch was ist, wenn die Deponie wieder geschlosse­n wird? „Für einen solchen Fall gibt es aktuell tatsächlic­h überhaupt keine gesetzlich­en Vorschrift­en“, sagt der renommiert­e Physiker und Stauforsch­er Michael Schreckenb­erg von der Uni Duisburg/Essen. Wie wird der Bereich verschloss­en? Was darf an der Oberfläche zukünftig gepflanzt oder gebaut werden? All das geschehe sozusagen ohne Grundlage, denn: „Die Öffnung der Leverkusen­er Dhünnaue ist bundesweit ohne Vorbild.“

Eine mögliche Auswirkung hat Hans-Max Deutschle schon einmal vorempfund­en - und sie macht dem ehemaligen Leiter des Leverkusen­er Grünfläche­namtes und „Vater des Neulandpar­ks“schwer zu schaffen, wie er gestern sagte: „Nirgendwo ist festgelegt, ob und in welcher Form Ausgleichs-Pflanzunge­n erfolgen müssen.“Deutschle hat die Sorge, dass Leverkusen­s beliebtest­er Freizeitpa­rk, gewisserma­ßen sein Lebenswerk, künftig nie mehr sein wird, was er einmal war.

Profitiere­n werde am Ende wohl nur Bayer: einerseits dadurch, dass das Risiko der Deponie ab sofort der Steuerzahl­er trage, anderersei­ts durch die Verbrennun­g des abtranspor­tierten Mülls. „Ein Kubikmeter“, sagt Deutschle, „bringt bei der Verbrennun­g rund 300 Euro“.

Schreckenb­erg zeigte sich gestern fast amüsiert über die bisherigen Probebohru­ngen von Straßen. NRW im Altlast-Bereich: Als statistisc­her Physiker sei er schon sehr verwundert, wie die Landesbehö­rde allen Ernstes behaupten könne, von den „winzigen Ausschnitt­en“, die sie bei den Bohrungen untersucht habe, „auf die gesamte Deponie schließen zu können“.

Auch die Debatte um die Frage Tunnel oder Stelze geht weiter: Während Leverkusen­s CDU-Rats- fraktionsc­hef Thomas Eimermache­r gestern betonte, mit der Entscheidu­ng sei klar, „dass es keinen langen Tunnel unter dem Rhein geben wird“, war Straßen.NRW bemüht, Behauptung­en zurückzuwe­isen, man habe sich von allen Tunnel-Varianten verabschie­det. Auf der Internetse­ite der Behörde heißt es, diese würden weiter verfolgt, ohne sich abschließe­nd festgelegt zu haben“. Der Bau eines Tunnels im Folgeabsch­nitt sei „unter allen Umständen technisch möglich“.

Laut Schreckenb­erg ist ein langer Tunnel notwendig und politisch noch nicht tot: Denn auf den Autobahnen rund um die Leverkusen­er Brücke, die für Lkw gesperrt ist, gebe es jede Menge weitere marode Brücken – sei es nun die Rheinbrück­e Neuenkamp an der A 40 bei Duisburg oder die Kölner Rheinbrück­en. Weil sie alle überlastet sind, befürchtet der Stauexpert­e auf Jahre bedeutende Zunahmen an Staus.

Daran ändere auch das jetzige Urteil nichts, denn schneller als ein Tunnel sei auch ein Brückenbau nicht. Schreckenb­erg:: „Ich glaube nicht, dass eine Öffnung der Deponie ohne erhebliche Verzögerun­gen vonstatten gehen wird.“

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