Heynckes feiert Traum-Einstand und bremst die Euphorie
Höchster Saisonsieg gegen Freiburg, erste Niederlage von Dortmund. Es „juppt“gleich wieder beim FC Bayern.
MÜNCHEN (dpa) Nur 17 Stunden nach seinem Gala-Comeback in der Fußball-Bundesliga stand Jupp Heynckes in München schon wieder auf dem Trainingsplatz. Der 72Jährige schlägt ein neues Arbeitstempo beim FC Bayern an. Am Sonntagvormittag wurde gleich auf Champions League und das anstehende Schlüsselspiel gegen Celtic Glasgow umgeschaltet. Den bis auf die Schulterverletzung von Javi Martínez perfekten 8. BundesligaSpieltag bewertete Heynckes nicht voreilig als ersten kleinen TripleSchritt zu neuen Titeln.
„Es ist ein positiver Anfang nach den letzten Wochen. Aber es liegt noch einiges an Arbeit vor uns“, sagte der Rückkehrer des Jahres sach- lich-nüchtern nach dem befreiend wirkenden 5:0 (2:0) gegen den Aufbaugegner SC Freiburg. Der höchste Saisonsieg des von Heynckes reanimierten Serienmeisters wurde von der ersten Saisonniederlage des Spitzenreiters Borussia Dortmund gegen Leipzig noch aufgewertet.
Weder Heynckes noch seine Spieler mochten den „Jupp-Effekt“aber zu hoch hängen. „Wir dürfen uns von diesem Hype, der rund um das Spiel entsteht, nicht irritieren lassen“, erklärte Kapitän Thomas Müller: „Ein Trainerwechsel entfacht immer irgendwo neue Energie.“
Diese war zu spüren in der ausverkauften Arena. Das Publikum hieß Liebling Heynckes mit donnerndem Applaus und dem im Tri- ple-Jahr 2013 kreierten „Jupp-JuppJupp“-Schlachtruf willkommen. „Ich würde leugnen, wenn ich nicht sagen würde, dass das ein besonderer Moment für mich war, nach über vier Jahren zum FC Bayern zurückzukehren in die Bundesliga“, gestand Heynckes. Jupp is back – und Bayern auch?
Das erste Resultat sprach dafür. Nach dem Eigentor von Julian Schuster legten Kingsley Coman, Thiago, Robert Lewandowski und Joshua Kimmich noch viermal nach. Das gefiel Heynckes. „Sehr positiv ist, dass die Mannschaft nicht mit dem 2:0 aufgehört hat, sondern das 3:0, 4:0, 5:0 macht. Daran sieht man die Spielfreude“, lautete sein Lob.
„Das, was wir in der Woche gemacht haben, haben wir auf den Platz gebracht“, erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic und lobte damit die Arbeit des neuen Trainerteams. Das sehr fordernde Training (Mats Hummels) wurde kollektiv hervorgehoben. „Wir haben den Fußball unter der Woche nicht neu erfunden“, betonte Müller. Aber Heynckes scheint die Mannschaft wieder auf das auszurichten, was die Basis für Erfolge ist und unter Carlo Ancelotti verloren gegangen war: Intensives Training, erkennbare Spielidee und ein in sich stimmendes Teamgefüge.
Fünf Triple-Gewinner von 2013 bot Heynckes in der Startelf auf. Das erste Ziel lautet nun, „defensiv gut stehen und zu Null spielen. Das ist fundamental“, betonte Heynckes. Mit dem Weltmeister-Duo Jérôme Boateng/Hummels im Abwehrzentrum und Martínez als Sechser davor formierte er ein Bollwerk, das jedoch gleich wieder gesprengt wurde. Der zweikampfstarke Martínez erlitt beim gelungenen Neustart unter Heynckes eine Blessur am Schultergelenk, die zwar nicht operiert werden muss, aber eine Pause von unabsehbarer Dauer erfordert.
„Man kann maximal einen, im größten Fall zwei Spieler tolerieren, die nicht so mitarbeiten in der Defensive. Sonst ist man keine richtig gute Mannschaft. Das hat der Trainer auch allen sehr klar gemacht“, berichtete Hummels.