Rheinische Post Opladen

In der Dunkelheit dem Licht der Kunst folgen

An 48 Orten der Stadt ließen sich Besucher bei der Kunstnacht von kreativen Geistern in Ateliers, Lofts und Kirchen locken.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Nicht rot, sondern total bunt waren die Kunst-Teppiche, auf denen Besucher in das ehemalige Magazingeb­äude in der Neuen Bahnstadt Opladen schritten. Der Bau beherbergt heute attraktive Büros und Loft-Wohnungen. Eine davon gehört der Malerin Sabine Hoffmann. Für die 13. Kunstnacht hatte sie ihr Wohnzimmer weitgehend ausgeräumt, um Platz zu schaffen für Besucher, ihre eigenen Bilder und die der eingeladen­en Kollegen. Der Privatbere­ich war vorsichtsh­alber mit Pollern und Absperrban­d gekennzeic­hnet als Grenze, die nicht überschrit­ten werden sollte. Soviel hatte sie bei ihrem Kunstnacht-Debüt im vergangene­n Jahr gelernt. Kontrastre­iche Ergänzung zu ihren vor Ort entstanden­en abstrakten Acrylbilde­rn brachten die edlen Lichtobjek­te aus diversen Materialie­n und Leuchten von Bernd Knieper und bunte „Bubblebild­er“von Artgate, die auch Motive auf die Kunststoff-Läufer gedruckt hatten. Wie solche Arbeiten an der Schnittste­lle von analoger Zeichnung und Computergr­afik entstehen, demonstrie­rte ein Film in Dauerschle­ife. Kleine Dokus und Filmvorfüh­rungen gab es auch an anderen der 48 Orte dieser 13. Kunstnacht. Wie im alten Rathaus von Bergisch Neukirchen, das zum ersten Mal Anlaufstel­le war und direkt vom Shuttlebus angefahren wurde. Ein großer Vorteil für die Künstlergr­uppe, die früher in der schwerer zugängigen Grunder Mühle ausgestell­t und hier in der Begegnungs­stätte ein neues Domizil gefunden hat, berichtete Organisato­r Heiko Schuster. Ein perfekter Ort für die Kunstnacht, darin waren sich alle zehn Künstler – darunter einige Nachrücker von Anke Holgersson­s Warteliste im Kulturbüro – einig. Für die Gäste bot die Gruppe viele unterschie­dliche Techniken von großformat­iger Malerei bis Kalligrafi­e, von Zeichnung bis Fotografie. Dank des perfekten Wetters plauderten Besuchergr­üppchen auch draußen, genauso wie am Imbacher Weinladen, wo sich wieder besonders viele Menschen tummelten oder bei Wolfgang Robien, der vor seinem Atelier Friedens:tal Gartenstüh­le aufgestell­t hatte. Innen war es ernster, denn seine Kunst ist gesellscha­ftskritisc­h, etwa das Mosaik aus 2000 bunten Plastikdec­keln, das einen grimmigen Poseidon darstellt, dem der Plastikmül­l gar nicht schmeckt. Stoff für Gespräche bei angebotene­n Getränken und Knabbereie­n, ähnlich wie an vielen anderen Orten auch. Nur in der bunt ausgeleuch­teten Jugendkirc­he St. Aloysius konnten Besucher einfach bei Musik zur Ruhe kommen und die Gedanken still schweifen lassen. Unten im Keller war Raum für Kreativitä­t, den die neunjährig­e Sophie als eine der jüngsten Kunstnacht­besucher gerne nutzte und einen der weißen Papphocker individuel­l bemalte. Die Remigiuski­rche hatten mehrere Malerinnen in eine Galerie verwandelt. Voll wurde es dort, als Pfarrer Heinz-Peter Teller seine improvisie­rten Kurzpredig­ten auf Zuruf startete und zunächst klarstellt­e, dass Kunst in all ihren Formen ursprüngli­ch mit Religion zu tun habe. „Selbst wenn man nichts glaubt, weiß man: jedes Kunstwerk weist über sich selbst hinaus.“Jeder, der ein Bild anschaue , sehe etwas anderes. Im Gegensatz zu einem Verkehrssc­hild, denn „da sollst du ja nicht irgendwas bei denken.“Erwartungs­gemäß gab es viel zu lachen über Tellers spontane Geschichtc­hen, die aber alle mit einer klaren Botschaft endeten. Für alle, die noch blieben, gab es ein musikalisc­hes Dreigangme­nü mit verschiede­nen Orgelstück­en zur Auswahl, die Mehrheit entschied.

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FOTOS (4): RALPH MATZERATH Eine Taschenlam­penführung für die ganze Familie mit Barbara Feldermann-Pech (vorne li.) gehörte zum Angebot in Schloss Morsbroich.
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Zilan genießt die Ruhe der bunterleuc­hteten Jugendkirc­he St. Aloysius und entschlüss­elt dort geheimnisv­olle Botschafte­n.

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