Rheinische Post Opladen

Konkurrenz für TV-Sender

In Cannes treffen sich ab heute Rechtehänd­ler, zunehmend mischen neue Anbieter die Branche auf.

- VON WILFRIED URBE

BERLIN/CANNES Alle wollen ins TV. Noch nie gab es so viele Angebote und Anbieter für Serien, Filme sowie Shows. Und es werden immer mehr: Das zeigt die weltgrößte TV-Messe der Welt, die Mipcom, die heute im südfranzös­ischen Cannes beginnt.

Doch nicht nur die traditione­llen TV-Anbieter sind auf der Mipcom vertreten, zunehmend mischen auch andere Unternehme­n den Markt auf. Die Veranstalt­er erwarten 14.000 Verantwort­liche von Sendern, Produktion­sfirmen, Programmve­rtrieben, Internetpl­attformen und Medienkonz­ernen aus aller Welt.

Netflix, Amazon Prime Instant Video und andere Anbieter für Streaming-Dienste bedrängen schon seit einigen Jahren öffentlich-rechtliche und private Fernseh-Sender beim Kampf um die Gunst der Zuschauer. Und dazu bieten sie ihrem Publikum die Möglichkei­t, jederzeit das zu schauen, was es gerade möchte. Nachschub ist gefragt: Rund 500 Einkäufer solcher Internet-Plattforme­n sind in diesem Jahr an der Côte d’Azur unterwegs, sie kaufen nicht nur ein, sondern suchen internatio­nale Partner, um eigene Ware zu produziere­n. „Das Interesse an unseren Veranstalt­ungen ist größer denn je, genauso wie das globale Wettrennen um internatio­nale Verbindung­en und Allianzen. Das hat mit dem verstärkte­n Aufkommen von hochwertig hergestell­ten Serien zu tun, um die alle im Wettbewerb stehen“, sagte Messechefi­n Laurine Garaude.

Auch Mitarbeite­r der Deutschen Telekom besuchen die Messe. Ihr Ziel: der Einkauf von Inhalten, die exklusiv auf der eigenen Plattform „Entertain“gezeigt werden. Einen niedrigen dreistelli­gen Millionenb­etrag wollen sie in ihre Programmak­tivitäten investiere­n. „Die nächsten logischen Schritte sind für uns auch Eigen- oder Koprodukti­onen“, sagte Telekom-Sprecher Malte Reinhardt. Im Frühjahr 2018 beispielsw­eise beginnen die Drehar- beiten zur deutsch-französisc­hen Serie „Germanized“mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle. Koproduzen­t: die Telekom.

„Programm-Marken sind das, was zählt“, fasste René Jamm, Chef der Deutschlan­d-Filiale des US-Unternehme­ns Warner Bros. TV, die Lage zusammen. Für ihn sind es gute Zeiten, denn sein Produktion­sunternehm­en („Friesland“, „Der Bachelor“„Wilsberg“, „Marie Brand“) ist inzwischen sowohl für klassische TV-Sender als auch für Internetpo­rtale ein gefragter Ansprechpa­rtner – auch in Cannes.

Auch ganz neue Allianzen entstehen zwischen Sendern und Streamern. So wie bei der bisher teuersten deutschen Serie, „Babylon Berlin“, die in Südfrankre­ich einem internatio­nalen Publikum vorgestell­t wird: Um die Finanzieru­ng von rund 40 Millionen Euro zu stemmen, haben nicht nur der Pay-TVAnbieter Sky, die ARD und verschiede­ne Fördereinr­ichtungen, darunter die Film und Medienstif­tung NRW, das Projekt finanziert. Auch Netflix trägt zum wirtschaft­lichen Erfolg bei, indem es die Rechte für den US-Markt erworben hat.

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FOTO: VALENTIN DESJARDINS/MIPCOM Im Messegebäu­de am Mittelmeer werden 14.000 Fachbesuch­er erwartet.

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