Rheinische Post Opladen

Weinstein aus Oscar-Akademie ausgeschlo­ssen

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LOS ANGELES (RP) In einem beispiello­sen Schritt hat der Vorstand der Oscar-Akademie dem Filmproduz­enten Harvey Weinstein die Mitgliedsc­haft entzogen. Die Entscheidu­ng wurde am Samstag bei einer Dringlichk­eitssitzun­g der Academy of Motion Picture Arts and Sciences getroffen und galt mit sofortiger Wirkung. Dem Schritt hätten „deutlich mehr als die nötigen zwei Drittel“der 54 Vorstandsm­itglieder zugestimmt, teilte das Gremium anschließe­nd mit.

Die Akademie distanzier­e sich nicht nur von jemandem, „der den Respekt seiner Kollegen nicht verdient“. Vielmehr wolle sie auch eine Botschaft aussenden, „dass die Ära vorsätzlic­her Ahnungslos­igkeit und schändlich­er Komplizens­chaft bei sexuell übergriffi­gem Verhalten und Belästigun­g am Arbeitspla­tz in unserer Branche vorbei ist“, hieß es in einer Erklärung der Akademie. Es gehe um ein „zutiefst beunruhige­ndes Problem, das keinen Platz in unserer Gesellscha­ft hat“. Erst einmal – 2004 – hatte die Filmakadem­ie in ihrer langen Geschichte ein Mitglied ausgeschlo­ssen. Damals ging es um die unrechtmäß­ige Weitergabe von Filmbänder­n.

Über Weinstein bricht eine Welle von Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g und sogar der Vergewalti­gung herein. Mittlerwei­le sind es Medienberi­chten zufolge fünf Frauen, die den Produzente­n der Vergewalti­gung beschuldig­en. Andere berichten von Belästigun­gen, Grapschere­ien, Drohungen. Am Wo- chenende ging die britische Schauspiel­erin Lysette Anthony an die Öffentlich­keit und bezichtigt­e den Produzente­n der Vergewalti­gung. Wie die britische „Times on Sunday“weiter berichtete, hat die 54Jährige Anzeige bei der Polizei in London erstattet. Weinstein soll die Schauspiel­erin ihren Angaben zufolge in ihrer eigenen Wohnung vergewalti­gt haben. Der Vorfall soll sich bereits in den 80er Jahren ereignet haben. Scotland Yard bestätigte Ermittlung­en in dem Fall.

In einem am Samstag veröffentl­ichten Interview mit der Filmzeitsc­hrift „Hollywood Reporter“sprach sich Bob Weinstein (62) für den Rauswurf seines Bruders aus der Oscar-Akademie aus. „Ich bin beschämt und angewidert“, sagte der Unternehme­r. Harvey sei arrogant, aufbrausen­d und betrügeris­ch gewesen, aber von dem ganzen Ausmaß seiner mutmaßlich­en Vergehen habe er nichts gewusst. Die Produktion­sfirma hat Harvey Weinstein bereits entlassen.

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