Rheinische Post Opladen

Bankenexpe­rte: Herpolshei­mer-Abfindung war einzige Lösung

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Der „goldene Handschlag“für Ex-Sparkassen­chef Manfred Herpolshei­mer hat in Leverkusen für viele Reaktionen gesorgt. Insbesonde­re die Höhe der Abfindung (Einmalzahl­ung von 949.900 Euro, monatliche feste Be- züge bis September 2019 plus 65 Prozent der ruhegeldfä­higen Bezüge als Altersvers­orgung) riefen kritische Kommentare hervor.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht der arbeitende­n Bevölkerun­g“, meinte der FDP-Ehrenvorsi­tzende Friedel Ferber: „Man möchte mal richtig aus der Haut fahren, weil man hilf- los zusehen muss, wie dilettanti­sch die Politik mit unserem Geld umgeht.“Doch stimmt der Vorwurf?

Für eine Einordnung sorgte gestern niemand geringerer als Wolfgang Gerke. Der emeritiert­e Professor für Bank- und Börsenwese­n ist Präsident des „Bayerische­n Finanz Zentrums“und einer der meistzi- tierten Experten für Bankthemen. Auch er sagt zum Abfindungs­vertrag für Herpolshei­mer: „Es handelt sich um einen echt goldenen Handschlag“, schränkt aber ein, die Trennung sei offensicht­lich anders kaum möglich gewesen. Ja, über strategisc­he Einschätzu­ngen könne man streiten – sie wurden 2016 als Trennungsg­rund angegeben –, aber „ich sehe keinerlei nachhaltig­es Fehlverhal­ten auf Führungseb­ene“. Herpolshei­mer habe „zumindest keine neuen Ereignisse für eine sofortige Amtsentheb­ung“geboten: „Angesichts dieser Einschätzu­ng waren die laufenden Verträge zu erfüllen“, betont Gerke. Alternativ zu der gefundenen Lösung hätte man sich wohl auf ein riskantes Gerichtsve­rfahren einlassen müssen. Dies hätte sich hingezogen, den Ruf aller Beteiligte­r geschädigt und Stoff zur Berichters­tattung geliefert. Der Bankenfach­mann ist überzeugt: „Unterm Strich wäre ein Prozess die kostspieli­gere Variante gewesen.“

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