Offener Streit um Aufnahme von AfD-Chef
Der Leverkusener Vorsitzende der Rechtspartei will Mitglied der Europa-Union werden.
LEVERKUSEN Im 70. Jubiläumsjahr rumort es in der Europa Union Leverkusen. Die Ankündigung des Vorsitzenden, Hans Georg Meyer, den Leverkusener AfD-Vorsitzenden Yannick Noe aufnehmen zu wollen, hat bei Mitgliedern für Irritationen, offene Kritik und Widerstand gesorgt. So droht der Burscheider Künstler Gregor Merten offen mit Austritt aus der Europa-Union, sollte Noe aufgenommen werden. Die Ziele der AfD und der EuropaUnion ließen sich nicht vereinbaren, so Merten. Der Künstler verweist unter anderem auf einen Beschluss des BundesPräsidiums der Europa-Union vom 4. November 2016. In dem sogenannten „Kölner Signal“wird die Mitgliedschaft in der AfD für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der Europa-Union erklärt. Die AfD ver- suche offenbar, die Europa-Union zu infiltrieren, ist Merten überzeugt und spricht von einem „Testballon“.
Hans Georg Meyer war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In einer an die rund 250 Mitglieder der Leverkusener Europa-Union versendeten E-Mail, die der Redaktion vorliegt, schreibt er, dass
Noe in ei- ner Vorstandssitzung bereits zu seinem Aufnahmeantrag befragt worden sei. Und weiter: „Ich persönlich danke Herrn Yannick Noe für diese offene Aussprache und hoffe, ihn demnächst als bekennenden Europäer in die Europa-Union Leverkusen aufnehmen zu können. Die AfD ist zwar europafeindlich, aber nicht alle ihre Mitglieder – da kann man nur hoffen.“
Für Gregor Merten ist dieser Schritt in keiner Weise nachvollziehbar. Der Künstler engagiert sich seit vielen Jahren im Rahmen seines Projekts „Engel der Kulturen“, das er mittlerweile in eine Stiftung überführt hat, für einen inter-
kulturellen und interreligiösen Ausgleich. In Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten versucht er, „Zeichen für ein versöhnliches Zusammenleben“auch zwischen Christen, Juden und Muslimen zu setzen.
Jüngst sorgte der Eklat in der AG Leverkusener Künstler für Aufsehen, als sie die Malerin Ursula Scholz wegen deren öffentlichen Eintretens für die AfD ausschließen wollte. Nun ist es die Europa-Union, die für Furore sorgt. Doch beide Fälle liegen anders. Bei der EuropaUnion handelt es sich um eine politische Vereinigung mit klar definierten Zielen und Prämissen. So ist der Beschluss des Bundes-Präsidiums konsequent, eine Doppelmitgliedschaft von Europa-Union und AfD auszuschließen, da sich die europapolitischen Zielrichtungen beider nicht verbinden lassen. Dass nun der Leverkusener AfD-Chef als Privatmann und „überzeugter Europäer“Mitglied in der Europa-Union werden soll , ist nicht nachvollziehbar. Damit erwiese der Leverkusener Vorstand der Europa-Union einen Bärendienst und schaffte ein veritables Glaubwürdigkeitsproblem. Die AfD wird sich über so viel Blauäugigkeit genüsslich die Hände reiben. Denn damit machten die Leverkusener Europafreunde den Bock zum Gärtner.
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Bernd Bussang