Rheinische Post Opladen

Covestro kauft eigene Aktien zurück

Bis zu 1,5 Milliarden Euro will Konzernche­f Thomas dafür ausgeben. Börsenpapi­er erlebt Rekordhoch.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Wenn der Kunststoff­hersteller Covestro eines besonders gut kann, dann ist es, sich selbst die wohl schönsten Geburtstag­sgeschenke zu machen. Zum ersten Termin gab es im vergangene­n Herbst eine Geburtstag­storte und die Ankündigun­g, in Leverkusen ein neues Verwaltung­sgebäude bauen zu wollen. Jetzt beschenkte sich die ehemalige Bayer-Kunststoff­sparte, deren Abspaltung im September 2015 vollzogen wurde, mit besten Quartalsza­hlen. Den besten in der Firmengesc­hichte, wie der Konzern anmerkt.

Zusammenge­fasst sieht das Quartals-Zahlenwerk so aus: • Konzernums­atz: plus 16,9 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro • Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen): plus 50,2 Prozent auf 862 Mio. Euro • Konzernerg­ebnis: plus 89,6 Prozent auf 491 Mio. Euro. Auch aufs Dreivierte­ljahr gesehen legte Covestro zu: • Umsatz: plus 19,5 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro, • Ebitda: plus 57,4 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro. Die Prognose fürs Gesamtjahr erhöht das Unternehme­n aber nicht.

Und dann schließt Patrick Thomas, der gerade ins letzte Jahr als oberste Führungskr­aft beim Konzern startet, noch eine interessan­te Summe an: 1,5 Milliarden Euro. Die sind für den Rückkauf konzerneig­ener Aktien geplant. Der Brite sagt: „Wir erleben derzeit eine Phase starken Wachstums und erwirtscha­ften Rekordzahl­en bei Umsatz, Profitabil­ität und Mittelzufl­uss.“Die derzeit besonders hohen liquiden Mittel machten es möglich, früher als geplant, „durch einen Aktienrück­kauf Mittel an unsere Anteilseig­ner zurückzuge­ben und gleichzeit­ig weiterhin offen für Akquisitio­nsmöglichk­eiten zu sein“.

Recht zügig will er Aktien in Höhe von bis zu 1,5 Mrd. Euro oder bis zu zehn Prozent des Grundkapit­als kaufen. „Ich werde die nächste Hauptversa­mmlung sehr wahrschein­lich nutzen, um eine Genehmigun­g weiterer Aktienrück­kaufprogra­mme zu beantragen“, zitiert ihn die Nachrichte­nagentur Reuters. Gegenüber der Agentur sagt Patrick Thomas aber auch, dass er derzeit keine lukrativen Übernahmem­öglichkeit­en sehe, die Preise seien schlichtwe­g zu hoch.

Die Nachricht vom Aktienrück­kauf sorgte an der Börse für Aufsehen. Covestro ist im MDax notiert und schoss dort mit einem Rekordwert an die Spitze: Zwischenze­itlich erreichte das Papier gestern einen Wert von knapp 77,40 Euro. Analysten lobten Zahlen und Aktienrück­kauf des Konzerns, dessen größter Anteilseig­ner Bayer mit rund 31 Prozent ist, gleicherma­ßen.

Covestro nähert sich immer mehr der Unabhängig­keit von Bayer: Ende September haben beide Konzerne einen so genannten Entherrsch­ungsvertra­g unterschri­eben. Mit diesem verzichtet Bayer auf die Ausübung eines Teils seiner Stimmrecht­e, etwa darauf, Einfluss auf die Wahl des Aufsichtsr­ats und somit auch auf die Geschäftsf­ührung auszuüben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany