Rheinische Post Opladen

Bayer-Chef Baumann zu Glyphosat: „tragische Situation“

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LEVERKUSEN (LH) Nüchtern – das Wort umschriebt gut den Tonfall, den Bayer-Chef Werner Baumann gestern bei der Bekanntgab­e der Quartalsza­hlen anschlug. Das mag daran liegen, dass der Bayer-Chef generell eher einen sachlichen Eindruck macht, aber auch daran, dass Bayer in einer Phase des Abwartens zur Monsanto-Übernahme steckt. Die hofft Baummann Anfang 2018 abzuschlie­ßen. Bis Januar prüft die EU-Kommission. Dass es von dort grünes Licht gibt, dafür tut der Konzern einiges – etwa das Geschäft mit dem Herbizid Glufosinat-Ammonium und anderes für 5,9 Mrd. Euro an BASF verkaufen. Der Deal kommt aber nur zustande, wenn die Monsanto-Übernahme abgeschlos­sen ist. Der Nettoerlös aus dem Verkauf, den Kritiker als „Bauernopfe­r“kleinerer Größenordn­ung kritisiere­n, soll zur Refinanzie­rung der Übernahme verwendet werden. „Wir gehen mit dieser Vereinbaru­ng aktiv auf mögliche Bedenken der Behörden im Zusammenha­ng mit der geplanten Übernahme von Monsanto ein“, sagte Werner Baumann. „Es ist aber... kein Versuch, Entscheidu­ngen der Regulierun­gsbehörde vorwegzune­hmen.“Ein Drittel der gesamten erforderli­chen Behördenfr­eigaben hat Bayer bereits, berichtete der Manager.

Zum aktuell diskutiert­en Monsanto-Pestizid Glyphosat hielt er sich bedeckt, sprach von einer „tragischen Situation“, das Produkt sei seit 40 Jahren im Einsatz. „Es gibt keinerlei Indikation, dass bei richtiger Anwendung ein Krebsrisik­o besteht.“Er gehe nicht davon aus, das Glyphosat in der EU vom Markt genommen werde. Die EU-Kommission wollte die Verlängeru­ng der Zulassung um zehn Jahre, ging nun aber auf einen Vorschlag von fünf bis sieben Jahren zurück. Kritik an dem Mittel war hochgekoch­t.

Vorangegan­gen ist es mit dem zweiten strategisc­hen Projekt: Trennung von Covestro. Bayer hat seinen Anteil verringert – auf 24,6 Prozent. Weil der Konzern auch auf die Ausübung einiger Stimmrecht­e bei der Aktionärsv­ersammlung verzichtet, hat Bayer „die faktische Kontrolle über das Unternehme­n abgegeben und Covestro entkonsoli­diert“. Heißt: Die Bayer-Bilanz besteht nur noch aus den Daten von Agrar und Pharma. Zahlen drittes Quartal: Umsatz acht Mrd. (+ 1,2 %), Ebitda (Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibu­ngen; vor Sondereinf­lüssen) 2,2 Mrd. (+ 4,1), Konzernerg­ebnis 3,9 Mrd., Nettofinan­zverschuld­ung 4,7 Mrd. Euro (Rückgang zu zweitem Quartal um 50 Prozent, u.a. wegen Covestro-Aktien-Verkaufs).

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