Rheinische Post Opladen

Schmickler begeistert in kleiner Runde

Der gebürtiger Hitdorfer las im „Zentral Antiquaria­t“Texte seiner Lieblingsa­utoren. Die Gäste hatten viel zu lachen.

- VON SIEGFRIED GRASS

WIESDORF Einen gemütliche­ren Ort für eine Lesung in Leverkusen kann man sich kaum vorstellen. Sicherlich gibt es Wohnzimmer mit bequemen Sesseln und womöglich einem knisternde­n Kaminfeuer. Aber keine Räume mit rund 80.000 Büchern. Das „Zentral Antiquaria­t“liegt völlig unscheinba­r an der Lichstraße in Wiesdorf, aber für Wilfried Schmickler, den in und um Leverkusen bestens bekannten Kabarettis­ten, war das genau der richtige Ort für eine Lesung.

Nicht einmal seine eigenen Werke trug der in Hitdorf geborene und in Köln wohnende Wortakroba­t vor, sondern rezitierte Texte von seinen Lieblingsa­utoren Hanns-Dieter Hüsch, Erwin Grosche, Robert Gernhardt, Georg Schramm, Jürgen und Thomas Roth sowie Matthias Beltz. Gleichzeit­ig gab er damit Tipps für mögliche Weihnachts­geschenke: Werke der (Klein-) Kunst für Freunde der pointierte­n Sprache.

Oft sind es die kleinen pfiffigen Bemerkunge­n, die sich in Nebensätze­n verstecken. Die rund 20 Besucher in dem Antiquaria­t hatten mitunter Schwierigk­eiten, dem schnellen Lesetempo Schmickler­s – sein Markenzeic­hen – zu folgen. Sie konnten gar nicht so schnell lachen, wie der Kabarettis­t seine Pointen setzte.

Winfried Schmickler gab Einblicke in einen „Seniorenak­tionstag“, bei dem eine „solide aggressive Grundstimm­ung“herrschte, vom „Tatort Familie“, wo der Mann es gelassen hinnimmt, dass seine Frau ihn mit dem besten Freund betrügt.

Ein kulinarisc­hes Hörerlebni­s war die Radiosendu­ng „Kochen mit Jochen“, das mit einem Rezept mit dem Titel „Reis mit Scheiß“endete. Von „Gartenzwer­gen mit Schießbefe­hl“wurde erzählt, vom Brand in einem Schwimmbad, von absonderli­chen Vögeln. „Wellness boomt“, sagt der Franzose, sofern er Englisch kann.

Christine Weihermüll­er, die Inhaberin des „Zentral Antiquaria­ts“, lädt sich gerne Gäste in ihr kleines Unikum ein. Weil der Eintritt frei ist, bedarf es eines Sponsors, um die Veranstalt­ungen zu finanziere­n. Die Volksbank hilft. Warum sie das tut? Das ist eine Geschichte für sich, als damit vor einigen Jahren diese Tradition gerettet wurde.

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