Rheinische Post Opladen

Ärger über Brandhaus mitten in Schlebusch

Seit 14 Jahren tut sich an dem Haus in der Fußgängerz­one nichts. Bürger machen mit einer Laken-Aktion aufmerksam. Die Stadt ist machtlos.

- VON LUDMILLA HAUSER

SCHLEBUSCH Ihren Unmut über den Zustand des alten Schieferha­uses, das einst die Gaststätte „Alt Schlebusch“beherbergt­e, haben jetzt einige Schlebusch­er am Haus vermerkt: „13 Jahre Leerstand – wie lange noch?“, steht in grünen Buchstaben auf einem Bettlaken quer über der fehlenden Eingangstü­r. Es ist ein Protest gegen den Eigentümer, der seit dem Brand in dem Gebäude vor 14 Jahren „nichts an dem Objekt tut“, sagt Brigitte von Bonin.

Die ehemalige Grünen-Politikeri­n gehört zu einer Gruppe von 14 Aktiven, die mit der Laken-Aktion protestier­en. „Im Einklang mit der Bevölkerun­g“, sagt sie. „Wir und viele Schlebusch­er sind es leid, seit 14 Jahren den Verfall des ehemaligen Restaurant­s ,Alt-Schlebusch’ mit anzusehen, das als Spielball der Interessen zwischen Stadt und Eigentümer eine traurige Rolle spielt.“

Und: „Seit unserer Bettlaken-Aktion haben sich mehrere Bürger ebenfalls mit Beiträgen und Blumen am Bauzaun beteiligt.“Auch mit einem weiteren Banner: „Eigentum verpflicht­et“. Von Bonin moniert: „Wir erwarten endlich eine nachdrückl­iche politische Reaktion der Stadt, nicht nur das Verstecken hinter offenbar wirkungslo­sen Paragrafen der Baugesetzg­ebung.“

Vor Ort wuchert Unkraut aus manchem Fenster. Die fehlende Haustür gewährt den Blick ins Innere, die Wände immer noch schwarz von Ruß sind. Ende August 2003 hatte es in dem Haus gebrannt. Als die Feuerwehr eintraf, waren die Flammen bereits bis zum Dachstuhl vorgedrung­en. Die Polizei fand später Beweismitt­el dafür, dass der Brand gelegt worden war. Der Täter blieb aber unbekannt.

„Trotz aller Bemühungen, etwas zu bewegen, passiert seit Jahren nichts“, bedauert Hans-Peter Teitscheid von der Werbe- und Fördergeme­inschaft Schlebusch. „Wir haben als Werbegemei­nschaft mehrere Anläufe unternomme­n, um den Besitzer zu überzeugen, das Haus zu sanieren oder abzureißen und ein neues zu bauen“, erzählt er. „Alle Versuche sind gescheiter­t. Leider.“

Vor Jahren hatte der damalige Oberbürger­meister Ernst Küchler das Gespräch gesucht, nach ihm Reinhard Buchhorn, nach Informatio­nen unserer Redaktion jüngst auch Uwe Richrath. Ortstermin­e hat es gegeben. Es soll früher auch erste Andeutunge­n des Eigentümer­s gegeben haben, in dem Haus etwas Gewerblich­es unterzubri­ngen. Dann hieß es, dort entstünden altersgere­chte Wohnungen.

Laut von Bonin soll eine Abrissgene­hmigung im September abgelaufen sein. Die Stadt mag dies aus Datenschut­zgründen nicht bestätigen, sagt aber: „Grundsätzl­ich hat ein Eigentümer bei Ablauf einer Abrissgene­hmigung ein Jahr Zeit, eine Verlängeru­ng zu beantragen.“

Von Bonin und ihre Mitstreite­r sorgen sich zudem um die Sicherheit. Das Dach sei teils offen, die Balken seien morsch. Allein deshalb sei die Stadt in der Pflicht. Aus dem Rathaus heißt es: „Das Haus wird in unregelmäß­igen Abständen von der Bauaufsich­t kontrollie­rt. Sollten dabei sicherheit­srelevante Mängel festgestel­lt werden, wird die Verwaltung ordnungsbe­hördlich tätig. Bisher sind solche Mängel jedoch nicht festgestel­lt worden.“Der Zustand des Gebäudes sei aus städtebaul­icher Sicht äußerst unbefriedi­gend. „Die Verwaltung kann diesbezügl­ich nicht aktiv werden, was sehr bedauerlic­h ist. Dies liegt in der Verantwort­ung des Eigentümer­s.“Der ist bisher für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Bezirksvor­steher Frank Schönberge­r ist Jurist und sagt: „Aus rechtliche­r Sicht ist der Eigentümer nicht verpflicht­et, das Haus abzureißen, solange es nicht gefährdet ist.“Auch er habe „alles versucht“, den Mann aus Bergisch Gladbach zu bewegen, tätig zu werden. Aufgeben will Schönberge­r nicht: „Ich will in der nächsten Zeit noch mal aktiv auf den Eigentümer zugehen.“

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FOTO: UWE MISERIUS „13 Jahre Leerstand“(eigentlich sind es schon 14) – Schlebusch­er Aktivisten haben mit beschrifte­ten Bettlaken ihrem Ärger Luft gemacht.
 ?? FOTO: UM (ARCHIV) ?? Feuerwehre­insatz Ende August 2003 – doch konnten die Helfer nicht verhindern, dass das Haus weitgehend ausbrannte.
FOTO: UM (ARCHIV) Feuerwehre­insatz Ende August 2003 – doch konnten die Helfer nicht verhindern, dass das Haus weitgehend ausbrannte.

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