Rheinische Post Opladen

Kot im Keller – LEG lässt einen Mieter allein

Nach einem Rohrbruch verteilten sich Fäkalien im Keller eines Mietshause­s. Das Rohr wurde erneuert, aber nicht der Keller gereinigt.

- VON SUSANNE GENATH

OPLADEN Die vergangene­n Wochen wird Leo Behr in keiner guten Erinnerung behalten. Anfang September war in seinem Keller an der Friedrich-List-Straße ein Abwasserro­hr geplatzt. Seitdem stank es bis in den Hausflur nach Fäkalien, so dass der 87-Jährige es kaum aushalten konnte. Denn Handwerker hatten zwar im Auftrag des Vermieters, der Wohnungsge­sellschaft LEG, zwei Tage nach dem Rohrbruch das defekte Teil ausgetausc­ht, jedoch nicht den Keller gereinigt.

„Ich versuche seit Wochen, jemanden von der LEG zu erreichen“, berichtet Behrs Sohn Wolfgang. Er lande jedoch nur in Telefonzen­tralen, ohne dass die dortigen Mitarbeite­r weiterhelf­en könnten. Schon die Reaktion auf den Rohrbruch an einem Samstag sei haarsträub­end gewesen. „Um 14 Uhr haben wir ihn der NotrufHotl­ine gemeldet, erst um 19 Uhr kam ein Monteur aus Siegen“, berichtet Wolfgang Behr. Weil sich bis dahin ein Teil der Toilettens­pülungen des Mietshause­s ungehinder­t in den Keller ergoss, habe er das kaputte Rohr schließlic­h selbst notdürftig mit Panzerband geflickt. „Als der Monteur kam, sagte er, das hätte ich doch gut gemacht und das könne auch noch bis zum Montag so bleiben, denn er habe keine Ersatzteil­e dabei“, erzählt der Sohn. Die Handwerker hätten dann tatsächlic­h das Rohr repariert. „Aber als ich fragte, was denn mit dem Fäkaliensc­hlamm sei, hieß es, dafür seien sie nicht zuständig.“

Also stellte sich der 87-Jährige mit einer Nachbarin selbst in den Keller und schaufelte die unschöne Hinterlass­enschaft erst in Eimer und entsorgte sie dann. „Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Firmen, die so etwas beseitigen, in Schutzanzü­gen arbeiten“, berichtet Wolfgang Behr. Die Kellereinr­ichtung habe ein von Behrs Hausratver­sicherung beauftragt­es Unternehme­n herausgeho­lt und größtentei­ls weggeworfe­n. „Aber der Keller stinkt weiter.“

Erst auf Nachfrage unserer Redaktion kommt Bewegung in die Sache. Schon einen Tag später säubern Handwerker den betroffene­n Raum. Leo Behr kann es kaum fassen. Auch der Hauswart kommt und entschul- digt sich. „Ein Handwerker hat mir aber gesagt, dass er sich zurzeit eigentlich um 160 Notfälle kümmern müsste“, berichtet Wolfgang Behr.

Die LEG bedauert den Vorfall und spricht von einem Missverstä­ndnis. „Natürlich muss nach einem Rohrbruch mit der Reparatur auch die Reinigung erfolgen“, sagt Sprecher Mischa Lenz. Alles andere mache keinen Sinn. „Schließlic­h möchten wir unsere Gebäude in einem guten Zustand halten.“

Es sei aber richtig, dass die LEG für die Bearbeitun­g von Mängeln und Schäden einen Dienstleis­ter beauftragt hat. „Der ist über die Reparatur-Hotline auch 24 Stunden erreichbar.“Die Zahl dessen Handwerker sei ausreichen­d: Spätestens nach drei bis fünf Tagen seien gemeldete Schäden repariert, versichert Lenz. „Heizungsau­sfälle häufig schon am selben Tag.“

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FOTO: W. BEHR Den Fäkaliensc­hlamm beseitigte­n die Mieter schließlic­h selbst.

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