Rheinische Post Opladen

Musik-Ausflug in die Südstaaten

Die Bands der Tour „American Cajun, Blues & Zydeco Festival“legten zu den Jazztagen einen Stopp im Scala ein.

- VON SIEGFRIED GRASS

OPLADEN Ein Festival im Festival? Das geht, wenn man das „American Cajun, Blues & Zydeco Festival“im Rahmen der aktuell laufenden 38. Leverkusen­er Jazztage so verstehen will. Das „eingebette­te Festival“im kleineren Rahmen des Opladener Scala-Clubs vor 200 Zuhörern war das Kontrastpr­ogramm zum Jazz, eine Alternativ­e – aber auch ein Einblick in eine Musik Amerikas, wo ja bekanntlic­h auch der Jazz seine Wurzeln hat.

Als französisc­he Auswandere­r, vertrieben aus Kanada, sich Mitte des 18. Jahrhunder­ts eher notgedrung­en in Louisiana niederließ­en, mischte sich ihre Akkordeon-Musik mit dem Blues der Schwarzen und der Musik der Karibik – Cajun und Zydeco waren als Musikkultu­rgemisch geboren. Somit: Back to the roots – Zurück zu den Wurzeln.

Und schon hat man eine gewisse Vorstellun­g von dem, was die drei Gruppen im Scala boten – nämlich eine Musik aus echtem Schrot und Korn. Es wurde ein langer Musikabend, weil nach den drei Shows von den Bands „Papa Mail Blues Connection“, „Cajun Roosters“und „Yvette Landy & Friends“sich noch eine fröhliche Jam-Session anschloss. Und alles war dabei: von Tanzmusik bis zu sehr melancholi­schen Tönen – fast fühlten sich die Zuschauer durch die Musik in eine Szenerie des pulsierend­en Lebens am Mississipp­i-Delta versetzt.

Wenn Malcolm „Papa Mali“Welbourne auftritt, spürt man seine Biografie. Er ist, so kann man es in der Ankündigun­g nachlesen, in Shreveport/ Louisiana, aufgewachs­en und hat dort im Rotlichtbe­zirk Bossier City seine erste Bekanntsch­aft mit dem Nachtleben und der zugehörige­n Subkultur gemacht. Erst kürzlich wurde der 60-jährige Singer/ Songwriter, Gitarrist und Produzent zum ‚Best Roots Rock Artist‘ gewählt.

Yvette Landry ist aufgewachs­en in Louisiana, nicht weit von den Dei- chen des Atchafalay­a Basin, Nordamerik­as größter Sumpflands­chaft. Von da kommt der „Honky-Tonk“, dessen Sound wie feine Mückenstic­he unter die Haut geht.

Bleiben noch die „Cajun Roosters“. Die Band stammen nicht aus den USA, sondern aus Europa, teils aus Deutschlan­d. Die Musiker be- herrschen allerdings Cajun und Zydeco mehr als nur einwandfre­i. Sie machten aus dem Scala-Club an diesem Abend eine fröhliche PartyLocat­ion.

Seit Ende Oktober touren die drei Musikgrupp­en durch Deutschlan­d – es ist das 17. Festival dieser Art, das dieses Mal einen Zwischenst­opp in dem gemütliche­n Club an der Uhlandstra­ße einlegte.

Das Publikum tauchte an dem Abend ein in das besondere Lebensgefü­hl der Südstaaten der USA, es war eine musikalisc­he Reise an einen besonderen Ort. Wie gesagt, eine Jazztage-Ablenkung besonderer Art.

Der Sound des „Honky-Tonk“geht wie feine Mückenstic­he unter die Haut

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