Rheinische Post Opladen

Terrorabwe­hr treibt Karnevalis­ten in den Ruin

11.11. – morgen beginnt die närrische Session. Verschärft­e Sicherheit­sauflagen treiben die Kosten des Festaussch­usses in die Höhe. Der erwägt rechtliche Schritte. Können wir uns Karneval noch leisten?

- VON ULRICH SCHÜTZ

LEVERKUSEN Uwe Krause muss sich in diesen Tagen wie ein Mann mit zwei Gesichtern fühlen. Zwischen Himmelhoch jauchzend und fast zu Tode betrübt schwankt die Stimmung. Der oberste Leverkusen­er Narr und Präsident des Festaussch­usses Leverkusen­er Karneval (FLK) freut sich auf den Beginn der neuen Karnevalss­ession. Krause blickt aber auch mit ziemlicher Sorge auf die Organisati­on und vor allem die Finanzieru­ng der großen Karnevalsz­üge in Wiesdorf und Opladen. Speziell die vergangene Session von Polizei und Stadt wegen der Gefahr von Terroransc­hlägen verschärft­en Sicherheit­sauflagen gehen ins Geld. Im Bund Deutscher Karnevalis­ten ( BDK) denken die Verantwort­lichen inzwischen laut darüber nach, sich von Kommunen und Ländern die zusätzlich­en Sicherheit­skosten bezahlen zu lassen.

„Ich bin schon vorige Session von (BDK-)Rechtsanwa­lt Bernd Lohof gefragt worden, ob ich eine Musterklag­e führen will“, sagt Krause. Anlass waren die weitaus höheren Sicherheit­sauflagen, die der FLK – ähnlich wie andere Zugveranst­alter – überrasche­nd für die Sonntagsun­d Montagszüg­e zu beachten hatte. „Das ist wie ein Fass ohne Boden“, findet der FLK-Präsident. Er spricht von bis zu 60.000 Euro (einschließ­lich der Sicherheit­skosten), die inzwischen insgesamt für die zwei Narrenumzü­ge nötig sind. Die Summe wird vom FLK-Senat, durch Spenden, von den Karnevalsg­esellschaf­ten und über den Pin-Verkauf zusammenge­bracht.

Die Polizeifüh­rer machten dem FLK-Präsidente­n vor Monaten jedoch klar: „Wenn das Sicherheit­skonzept nicht realisiert wird, dann wird es keine Umzüge geben.“Die jüngste Zug-Vorbesprec­hung mit der Polizei in der vergangene­n Woche brachte zumindest keine noch härteren Sicherheit­sauflagen für die 2018er-Umzüge. Krause kann durchatmen. Vorläufig.

In Köln, Mönchengla­dbach und Düsseldorf wird derzeit über Werbung in den Karnevalsz­ügen zur Deckung der gestiegene­n Kosten diskutiert. Vorbild sind die Reklamekol­onnen bei der Tour de France. Für den FLK-Präsidente­n Krause ist das Thema längst durch: Seit Jahren rollt vor den Zügen eine FLK-Litfaßsäul­e mit Werbung örtlicher Unternehme­n.

Jetzt will der Leverkusen­er ChefKarnev­alist Uwe Krause erst einmal bei Oberbürger­meister Uwe Richrath kurzfristi­g sondieren, ob der Stadtchef beziehungs­weise die Stadtpolit­ik finanziell helfen können. Immerhin kurbeln die Karne- valszüge und dazu die FLK-Festzelte in Wiesdorf und Opladen die Umsätze und damit die Steuerzahl­ungen an. Für die Umzüge Schlebusch und Lützenkirc­hen sind schon Zuschüsse beschlosse­n, berichtet die Stadtverwa­ltung auf Anfrage.

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FOTO: MISERIUS (ARCHIV) Polizeikrä­fte bewachen den Opladener Rosenmonta­gszug – doch damit ist es nicht getan, die Sicherheit­sauflagen werden immer strenger.

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